Mi, 27.01.10. Überfahrt nach Marokko, Algeciras -> Tanger.
Nach zwei Sunden Fahrt, legte die Fähre in Tanger an. Die Uhr musste nun um eine Stunde zurückgestellt werden. Wir einigten uns darauf, die MEZ auf unseren Uhren beizubehalten. Es dauerte eine Stunde, bis das erste Fahrzeug auf unserem Deck losfahren konnte. Wie schon vorher vermutet, stand mein Fahrzeug sehr schlecht und ich musste Fahrzeuge die hinter standen vorbei lassen. Erst als ein riesiges Wohnmobil kam, durfte ich weg, und musste von der Wand wegrangieren, um einen größeren Kurvenradius für das große Fahrzeug zu bekommen.

Als wir dann von der Fähre waren, ging das Warten schon wieder los. Es dauerte ewig, bis man ein Stück weiterfahren konnte, außerdem musste von vier Spuren auf zwei Spuren gewechselt werden. Das wollten Franzosen, Italiener und Marokkaner ausnutzen und bahnten sich rücksichtslos den Weg in die beiden Spuren, kein Reisverschlussverfahren. Ein Mann kam auf einmal zu uns und wollte die Papiere sehen. Hubert kam dazu und sagte ich sollte ihm etwas Geld geben, aber nicht mehr als 3 Euro. Die Gegenleistung war eigentlich nur, dass er mir zeigte, welche Scheine ich zusätzlich zu den Pässen brauchte.

Es dauerte bestimmt eine Stunde, bis ein Zöllner zu mir kam und meine Papiere verlangte und mitnahm. Nach einer halben Stunde kam ein Zöllner zu mir und sagte meine Papiere seien nicht in Ordnung. Ein weiterer Mann kam und sagte, er brauchte aber fünf Euro für die Stempel und fünf Euro sich. Nach einer Weile suchte ich den einen Mann auf und er fragte mich, ob ich inzwischen bei der Polizei gewesen wäre. Als ich verneinte, nahm er mich mit zur Polizeistation und erzählte denen etwas. Man fragte mich, ob ich das erste Mal in Marokko war, was ich bestätigte. Nach zehn Minuten hatte ich eine notwendige Nummer in meinem Pass. Diese Papiere brachte er dann zum Zoll. Wieder zurück im Fahrzeug kamen nach einer Viertelstunde zwei Zollbeamte und sagten, meine Papiere seien nicht in Ordnung, aber gegen 5 Euro würden sie ein Auge zudrücken. Nach einer weiteren Viertelstunde kam erneut ein Zöllner und verlangte meine Papiere. Diese waren aber “Very good” wie er sagte. Danach kamen immer mal wieder Leute, die meine Papiere sehen wollten, aber da diese keine Zolluniformen anhatten, zeigte ich sie ihnen nicht mehr.

Obwohl nun alle Papiere in Ordnung waren, kam ich trotzdem nicht weiter, weil sich am Anfang der Schlange noch Fahrzeuge befanden, die komplett untersucht wurden. Außerdem waren zwei Spuren mit Pkws belegt, die vom Zoll auseinandergenommen waren. Inzwischen war Hubert schon außerhalb des Zollbereiches und Pauline wechselte für uns, erst einmal 50 Euro in Dirham. Gegen 4 Uhr waren wir dann endlich aus dem Zollbereich heraus.

Mi, 27.01.10. Tanger -> Asilah 55 km (N35°28’26”, W06°01’38”).
Durch Tanger mit chaotisch fahrenden Marokkanern fuhren wir nach Asilah. Dort sahen wir einen Stellplatz, auf den man uns hineinwinken wollte. Hubert wollte aber auf den nächsten größeren Stellplatz. Dieser war aber durch Regenfälle total matschig, sodass wir wieder zum Ersten fuhren. Wir wurden beide eingewiesen, wobei ich einen dicken Stein mit meinem Rahmen aus dem Rinnstein riss, der wegen einer gebrochenen Abdeckung dort hingelegt wurde. Da dieser Stellplatz einen Betonboden hatte, gab es außer größeren Wasserlachen keine Probleme, die Meeresbrandung konnten wir auch hören.

Kurz vor der Dämmerung gingen wir in die Altstadt von Asilah. Rechts und links der kleinen Gassen gab es kleine Räume, in denen Schneider, Schuhmacher und andere Handwerker ihrem Gewerbe nachgingen. Dass alles war sehr interessant. Nach ein paar Gassen ohne Handwerker kamen wir auf eine Straße, wo sich Stände mit Händlern befanden, aber auch Ladenlokale mit allem was man benötigt und Gastlokale. Es war wirklich interessant, hier herum zustöbern, aber auch hier wurden viele Dinge aus China verkauft. Nach einer Weile wussten wir nicht mehr genau, in welche Richtung es zu unserem Stellplatz ging.

Hubert fragte einen Geschäftsmann nach dem weg, der sich freute Deutsche zu sehen, weil sein Bruder in Bremen wohnt. Er kümmerte sich dann um zwei junge Kundinnen, kam nach ein paar Minuten zu uns zurück und sagte, dass die beiden Frauen uns den Weg zeigen würden. Der richtige Weg war tatsächlich genau entgegengesetzt zu dem von uns vermuteten. Die Frauen zeigten uns noch einmal die Richtung und verabschiedeten sich von uns. Kurze Zeit später erreichten wir den Stellplatz und wurden von dem jungen Wächter begrüßt.

Do, 28.01.10. Asilah -> Larache 55 km (N35°9’42”, W6°8’31”).
Gegen 9 Uhr fuhren wir vom Stellplatz in Asilah Richtung Larache. Nach kurzer Strecke kommen wir zur Autobahn. Obwohl die Gebühren sehr niedrig waren, benutzen wir sie nicht, denn wir wollen ja etwas von dem Land sehen. Wie gestern fällt uns die grüne Vegetation auf, die wir an Spaniens Südküste nicht gesehen haben. An manchen Stellen sah es aus, als wenn wir in Süddeutschland wären. Nach circa dreißig Kilometern erreichten wir den Ort Larache. Diese Stadt sah schmutziger aus als Asilah. In den Straßen lag überall feuchter Sand oder Lehm, an manchen Stellen hatten Straßen überhaupt keinen Belag. Mehr als 90 % der Häuser hätte etwas Farbe gut getan. Auch hier musste man wieder höllisch auf die Autofahrer aufpassen, vor allem auf Taxis und Kleinbusse. Außerdem fuhren wie auch zuvor in den Städten kleine dreirädrige Motorräder, die hinten eine Ladefläche haben, mit denen fast alles transportiert wurde.

Ich war froh wieder aus dem Ort heraus zu kommen. Ein paar Kilometer später erreichen wir einen Campingplatz, der sogar noch kostenlos ist. Wir werden von freundlichen Offiziellen eingewiesen. Hier wollen wir Ver- und Entsorgen und wenn möglich duschen. Da das Wetter nach langer Zeit mal wieder richtig herrlich war, beschlossen wir hier zu bleiben, um die Sonne zu genießen. Durch die Sonne konnte auch unser Akku etwas mehr geladen werden als an den bisherigen Tagen geladen werden.

Fr, 29.01.2010. Larache -> Mohamedia 233 km (N 33°43'32", W 7°20'13").
Heute wollen wir bei dem herrlichen Sonnenschein in die Gegend von Casablanca kommen. Als Erstes wollen wir aber in Kenitra bei der Supermarktkette Marjane, Geld vom Automaten abheben, um Tanken und Einkaufen zu können. Die ersten Kilometer fahren wir über Landstraßen an der Küste entlang. Innerhalb von Orten waren die Straßen meist schlechter als außerhalb. Die meisten Felder seitlich der Straßen werden bearbeitet, teilweise sogar mit Pferd und Holzpflug. Überall sieht man kleine mit alten Plastikfolien abgedeckte Hütten. Dort wo die Felder nicht bewirtschaftet sind, weiden Schafe, Ziegen, Kühe, Esel aber auch vereinzelt Pferde. In der letzten Zeit muss es hier arg geregnet haben, denn überall gibt es große Überschwemmungen.

Irgendwann fahren wir auf die gebührenpflichtige Autobahn, die uns 64 DH kostete. Neben der Autobahn gab es überall Korkeichen, wie in Portugal, aber auch Pinien sah man öfter. Die Autobahn war ausgezeichnet, dass man als Westdeutscher darauf neidisch sein kann. Nun sahen wir auch immer mehr Plastikgewächshäuser. Zum einen waren das sehr große, in denen Bananen wuchsen, aber auch kleine, ca. 80 Zentimeter hohe halbrunde mit Draht gestützte Folienabdeckungen. An manchen Stellen ernteten Frauen Erdbeeren, die sich unter den niedrigen Gewächshäusern befanden. Leider sah man auch eine Menge verfallene Plastikgewächshäuser, die kein schöner Anblick sind. Oft überquerten Fußgänger die Autobahn, aber auch Radfahrer und Mopeds, die über die Leitplanken gehoben werden mussten.

In Kenitra angekommen findet Hubert auch sofort den Marjane-Supermarkt. Eine Bank bzw. Wechselstube und Bankautomat ist auch wie erhofft hier. Ich versuche mit der Postsparkarte 5000 DH abzuheben und es klappte. Daraufhin versucht Rosemarie 6000 DH abzuheben, auch das klappt. Der Supermarkt erweist sich als ausgesprochen sauber auch das Angebot ist vielseitig und für uns sehr günstig. Wir kaufen einige Lebensmittel, wobei ein Baguette umgerechnet nur 11 Cent kostete.

Von hier aus fuhren wir wieder ein Stück Autobahn Richtung Mohamedia, wo wir nun bei der Einfahrt 30 DH zahlen mussten. Hubert suchte den Campingplatz Said, der in seinem Buch beschrieben war. Nach einigem Fragen wurde uns immer freundlich geholfen und so fanden wir den kleinen Campingplatz. Ein junger Mann wies uns ein und erledigte die Formalitäten. Hubert bekam von ihm sogar gegen Bezahlung für eine Stunde einen USB-Stick, mit dem er ins Internet konnte.

Sa, 30.01.2010. Besichtigung Casablanca.
In der Nacht fing es wieder stark an, zu regnen. Nach 9 Uhr bekamen die Wolken kleinere Lücken, so das Wir beschlossen, unsere gestrige Überlegung mit dem Taxi nach Casablanca zu fahren auszuführen. Kurz nach dem der Campingplatzchef das Taxi rief, war es auch schon da. Anstatt 450 DH wie am Vorabend erfahren, sollte es jetzt 850 DH kosten. Ein Franzose vermittelte bei der Verhandlung und wir einigten uns auf einen Preis von 740 DH. Wir stiegen in einen uralten Mercedes, mit einem total verlehmten Boden, in dem schrille arabische Musik spielte. Der Taxifahrer war ein junger Mann, der forsch fuhr aber einen souveränen und sicheren Eindruck machte. Nach ca. 40 Minuten kamen wir an der zweitgrößten Moschee der Welt, Hassan II an. Der Taxifahrer fand ganz nahe der Moschee einen Parkplatz, von dem wir bequem zu Fuß die Moschee erreichten. Mit unserer Ankunftszeit hatten wir Glück, denn kurz nachdem wir die Tickets zum Besuch der Moschee gekauft hatten, bekamen wir um 11 Uhr eine deutschsprachige Führung.

Der Junge Marokkaner erklärte uns äußerst freundlich die Moschee und ihre Entstehung. So dauerte die Bauzeit der drittgrößten Moschee der Welt nur sieben Jahre und ist zurzeit mit 210 Metern das höchste religiöse Gebäude der Welt. Das 1100 Tonnen schwere Dach wurde aus Alu gefertigt, besteht aus zwei Teilen und kann geräuschlos in fünf Minuten geöffnet werden. Die riesigen Tore bestehen aus Titan und Bronze und werden hydraulisch angehoben. Innen beeindruckt die Moschee durch ihre Größe und der Verzierungen aus Stuck und Schnitzereien beim Holz. Ich weiß nicht mehr genau, wofür, aber uns wurde, erklärt, dass in den Farben viel Eiweiß verwendet wurde, das Eigelb dagegen wurde im Keller, wo sich ein türkisches Bad befindet, für den Alabasterputz benötigt. Kurz bevor die Führung beendet war, öffnete sich das Dach und nun konnte man sehen, wie viele Tauben sich in der Moschee befanden, weil Sie rausflogen.

Nach dem Besuch der Moschee fuhr uns der Taxifahrer zum Platz Mohamed V, wir wollten allerdings zur Medina. Da sich in der Nähe eine Informationstafel befand, war es nicht schwer die Medina zu finden. An einem Kiosk kaufte Hubert sich für umgerechnet knapp 3 Euro eine marokkanische SimCard. Leider stand die Telefonnummer nicht auf der Karte, aber der Mann im Kiosk und ein sehr hilfsbereiter Mann vor dem Kiosk besorgten Hubert alles. Nachdem Rosemarie etliche Schaufenster angeschaut und auch in einem Laden war, an jeder Ecke Schuhputzer unsere Schuhe putzen wollten, gingen wir in ein kleines Restaurant und aßen Tajine, von dem und Pauline vorher schon erzählt hatte. Allerdings kannten Hubert und Pauline das Gericht etwas anders, so das wir woanders so etwas noch einmal essen wollen.

Als wir dann wieder zum Platz Mohammed V kamen, brachte unser Taxifahrer uns sicher wieder zu unserem Campingplatz zurück, deshalb bekam er auch anstatt 740 DH 800.

So, 31.01.2010. Mohamedia -> Marrakesch 263 km (N 31°37'26", W 7°59'46")
In der Nacht war es wieder unter 10 °C bei hoher Luftfeuchtigkeit. In einem Miniladen vor dem Campingplatz kauften wir Fladenbrot und Hubert musste die Gasflasche, die er eigentlich leer zurückgeben wollte, weil das Umfüllen am Vorabend nicht geklappt hat. Gegen 10:30 Uhr fuhren wir dann los, teilweise Autobahn, teilweise Landstraßen und durch Orte. In und vor den Orten war überall Polizei präsent. Neben der Autobahn war alles viel sauberer. Sicher sah man von dort auch Slums, wie an Landstraßen, aber nicht so viel. In den Orten und an Landstraßen sah man Händler mit Obst und wie bisher fast überall größere Verkaufsstellen mit Keramikgefäßen.

In und außerhalb eines Ortes, ich glaube es war Bareching sah man an mehreren Stellen große ockerfarbene Sandsteinblöcke und daraus gefertigte Produkte, wie Springbrunnen, Postamente und Platten mit kunstvollen Verzierungen. An einer Stelle konnte ich sehen, wie so ein großer Steinblock mit einer großen Handsäge von zwei Personen geteilt wurde. Wie sahen auch große Mietskasernen, die sehr schmutzig und verwahrlost aussahen. Auf allen befanden sich unzählige Satellitenschüsseln, wie ich Sie bisher in dieser Anzahl noch nirgendwo gesehen hatte.

Wenn man in Orten große Menschenmengen und viele parkende Autos sah, war immer ein Souk in der Nähe, meistens im Eingangsbereich eines Slums. Es war dann immer Vorsicht geboten, weil Fußgänger, Fahrräder oder Mopeds, ohne Verkehrsregeln zu beachten den Weg kreuzten oder sogar in Einbahnstraßen entgegen kamen. Felder mit Unmengen an Plastikmüll waren in Ortsnähe auch keine Seltenheit. Besser anzusehen waren die Jugendlichen, die mit Begeisterung auf freien Plätzen Fußball spielten. Manchmal sah man neu gebaute Häuserzeilen, die äußerst schlampig gefertigt und teilweise unbewohnt waren.

Die kostenpflichtige Autobahn war dagegen in einem ausgezeichneten Zustand. Die Raststätten waren sauber, ebenso die sich dort befindlichen Toiletten. Außer sauber bewirtschafteten Feldern sah man ab und zu Kasbahs, aus Lehmziegel gebaute Hütten, innerhalb von Mauern, die ebenfalls aus Lehmziegeln bestanden. Je näher wir nach Marrakesch kamen, umso geringer wurde die Vegetation. In der Ferne sah man teilweise mit Schnee bedeckte Berge des Hohen Atlas.

Als wir dann nach Marrakesch hineinfuhren, war ich beeindruckt von der Sauberkeit. Auch der Verkehr war geordneter als bisher erlebt. Hubert fand recht schnell den Parkplatz in hinter der Koutoubia Moschee. Dort mussten wir allerdings fast zwei Stunden warten, bis parkende Pkws den Platz für uns freimachten. Als wir dann unsere Reisemobile parken konnten, war es auch Zeit zum großen Souk von Marrakesch zu gehen. Schon an der Moschee waren viele Menschen unterwegs. Je näher wir aber dem Souk (Markt) kamen, umso voller wurde es und auf den Straßen herrschte das Chaos, obwohl dort Polizisten standen, die mit Trillerpfeifen versuchten, das schlimmste zu verhindern.

Auf der Straße zum Souk standen zig Pferdekutschen, die auf Fahrgäste warteten. Auffallend an den Gespannen waren die kleinen Zeltplanen hinter den Pferden, die dafür sorgten, dass die Pferde nichts verschmutzten. Auf dem Souk ging das Chaos weiter. Durch Menschenmengen rasten gekonnt Hunderte von Mopeds, Fahrräder aber auch vereinzelt Autos. Es war erstaunlich, dass dabei so gut wie nichts passierte, aber man musste höllisch aufpassen, um nicht angefahren zu werden. Es herrschte ein buntes Treiben, wobei wir nicht zu den Gauklern gingen, weil Rosemarie Angst hatte, dort eine Schlange zu sehen. Auf dem Souk konnte man Obst, Früchte wie Datteln, Gewürze, Schmuck, Schuhe oder andere Bekleidungsstücke bekommen. Von den zahlreichen Grillständen kam ein leckerer Geruch rüber, der aber vom Gestank der Mopedabgase überdeckt wurde.

Wir gingen dann auf eine hohe Restaurantterrasse, um das Ganze von oben anzuschauen. Weil Kaffee oder Tee uns zu dieser späten Stunde nicht gefiel, nahmen wir Rosemaries Vorschlag, Schokolade zu bestellen, dankend an. Später wieder zurück auf dem Souk, nervten einige Bettler und Händler schon. Rosemarie gefiel es überhaupt nicht, wenn sie von Händlern angefasst wurde. Wir gingen so langsam wieder zurück, kauften aber noch ein paar Datteln und gesalzene Mandeln. Der Menschenstrom, der Richtung Markt kam riss nicht ab, er verstärkte sich sogar noch. Auf unserem Parkplatz war allerdings alles ruhig, obwohl wir noch um 11 Uhr die Trommeln vom Markt hörten.

Mo, 01.02.2010. Marrakesch -> Essaouira 200 km (N 31°30' 37", W09°46'19").
Heute geht es Richtung Westen zur Küstenstadt Essaouira. Die Fahrt aus Marrakesch war sehr anstrengend, weil Mopeds und Fahrräder unkonventionell die Straßen befuhren und man sehr aufpassen musste, dass man niemanden umfuhr. Da wir im Marjane einkaufen wollten, unser Weg aber nicht daran vorbei führte, mussten wir einen Teil der Strecke noch einmal zurück. Dieser Marjane war wie der Letzte, riesengroß mit ca. 50 Kassen. Angestellte fuhren dort mit Rollerblades herum. Im Supermarkt war Vogelgezwitscher zu hören, sodass ich dachte, es gäbe eine Tierabteilung. Doch dann sah ich unter dem Dach Vögel umherfliegen. Etwas später sah ich, wie die Vögel sich an offenen Lebensmitteln wie Nudeln selbst bedienten. Weder Käufer noch Verkäufer schien das zu stören, als wir dieses fotografieren wollten, störte das allerdings Angestellte des Supermarktes.

Aus Marrakesch heraus fahren wir anfangs über die Autobahn. Links sehen wir die die teilweise mit Schnee bedeckten Berge des Hohen Atlas, die Sonne schien, die Straße war gut, es war alles so, wie es im Urlaub sein sollte. Am Ende der Autobahn bogen wir rechts auf die N8, Richtung Essaouira ab. Auf den ersten zwei Kilometern sahen wir Händler mit vielen Leuchten aus Glas, möglicherweise für Kerzen. Die weitere Fahrt führte durch typische kleine, nur ein paar Hundert Meter lange Orte. Schade, dass dort auch wieder die chaotischen Fahrrad- und Mopedfahrer waren, sonst hätte man besser die kleinen Handwerksbetriebe und Geschäfte sehen können.

Irgendwann kam eine Baustelle, trotzdem war unsere Fahrspur supergut, sie war eine Seite der künftigen Autobahn nach Agadir. Leider blieb die Strecke nicht so gut, sondern wurde manchmal saumäßig, Gott sei Dank aber dauerte die schlimmste Strecke nur ca. 10 Kilometer. Insgesamt war die Baustelle, wenn man auch die Stellen mitrechnet, wo schon Bäume gefällt waren und Steintürme als Vermessungspunkte aufgehäuft waren, sicher länger als 40 Kilometer. Auf dieser Strecke kamen wir durch keine Orte, daran konnte man erkennen, dass dies eine Autobahn wird. Die Vegetation wurde wieder üppiger, weil wir uns dem Atlantik näherten.

Wir kamen so gegen 17 Uhr in Essaouira an und bekamen auf dem Parkplatz am Hafen, nach etwas warten einen Platz zum Übernachten. Auf der einen Seite des Parkplatzes gab, es eine Reihe von Hütten, wo man gegrillten Fisch essen konnte. Gewaltiger Rauchschwaden, nach Holzkohle und Gegrilltem stinkend zogen über den Parkplatz. Nach kurzer Zeit gingen wir rüber zum Souk, weil es um diese Zeit noch nicht so voll ist.

Wir sahen recht saubere Geschäfte. Fast überall wurden wir in Deutsch mit Standardsätzen angesprochen. Aufdringlich habe ich niemanden empfunden, Rosemarie hatte da schon etwas mehr Probleme, wenn sie angefasst wurde. Man konnte viele Dinge dort bekommen, ob Farben, Handys, Plastikfolien, Essgeschirr, aber auch Kuchen, Gebäck, Brot, eigentlich alles, für den allgemeinen Bedarf. Sogar Räume mit mehreren Computern sahen wir dort, wahrscheinlich so etwas wie Internetcafés. Auf dem Rückweg tranken wir noch eine heiße Schokolade mit Croissant, für Kaffee war es uns zu spät.

Gegen 19 Uhr gingen wir ohne Hubert und Pauline noch einmal zum Souk. Schon zu Beginn fing uns ein junger Marokkaner ab, und führte uns in ein Hinterzimmer. Wo er uns von Beduinen gefertigten Schmuck zeigte. Er wolle nichts verkaufen, sondern nur zeigen und ein „Schlawiner“ wäre er auch nicht. Rosemarie gefiel ein Ring sowie ein Armband aus Silber. Ein bisschen handelte ich noch, so zahlte ich anstatt 800 nur 700 DH, ca. 65 Euro. Wir schauten uns die kleinen Geschäfte etwas genauer an als zwei Stunden vorher, aber gegen 20 Uhr packten einige schon zusammen. In einer Nebengasse fanden wir noch einen Innenhof, auf dem es mehrere Bars und Restaurants gab. Aus einer Bar in der ersten Etage kam laute Bluesmusik, die mir ausgesprochen gefiel, aber wir gingen nirgendwo hinein. Gegen 21 Uhr kamen wir wieder an unserem Reisemobil an.

Di. 02.02.2010: Essaouira -> Sidi Kaouki, 35km (N31° 21' 03", W09° 47' 38").
Heute geht es zum 35 Kilometern entfernten Campingplatz Kaouki-Beach, der erst dieses Jahr eröffnet wurde. Bei der Ausfahrt sahen wir am Strand ein faszinierendes französisches Reisemobil stehen. Unter www.ulysse-et-penelope.com kann man mehr über dieses Fahrzeug, in deutscher Sprache erfahren. Hier kann man sich sogar noch einen Film zu diesem Fahrzeug ansehen.

Nach der Ausfahrt von Essaouira haben wir leider eine Abzweigung übersehen, sodass unsere Strecke mit 66 Kilometern etwas länger als geplant wurde. Unterwegs ging es Rosemarie sehr schlecht, dass wir anhalten mussten, weil sie sich übergeben musste und Durchfall hatte sie auch. Nachdem wir auf dem Campingplatz ankamen, legte sie sich ins Bett und blieb dort den ganzen Tag.

Der Campingplatz ist sauber angelegt, die Sanitäranlagen sind sauber und mit 60 DH nicht teuer. Zwei junge Marokkaner kamen, um Frontscheibenabdeckungen zu verkaufen. Sie waren so gefertigt, dass man tagsüber einen Teil herunterlassen konnte, und waren sehr leicht. Nach langem Hin und Her kaufte Hubert so ein Teil für 2000 DH. Ich hätte sicher so ein Teil auch gekauft, wenn ich noch keines gehabt hätte. Es war viel leichter und einfacher zu transportieren als meines, aber für meinen Integrierten benötige ich ja eine Spezialanfertigung. Dafür bekam ich aber zwei Radabdeckungen, die ich in Deutschland bisher nicht bekommen konnte. Den geforderten Preis von 40 DH konnte ich auf 30 DH herunter handeln. Das war zwar immer noch etwas teuer, aber hier in Marokko zahle ich gerne etwas mehr, wenn die Menschen freundlich sind.

Sonst gibt es von diesem Tag nicht viel zu berichten, nur dass es einige Male regnete. Um 18 Uhr kam ein Gewitter vom Atlantik und brachte sogar Hagel mit. Das Ganze war nach zwanzig Minuten aber wieder vorbei. Als ich später am Abend mal zur Toilette ging, war der Platz total finster, ebenfalls die Sanitärräume. Das Schlimme daran war, dass auch die Wasserspülung auch nicht funktionierte.

Mi, 03.02.2010. Ruhetag am Camping Kauoki Beach.
Morgens um 8 Uhr klopft es an unserem Reisemobil. Rosemarie schaut heraus und erschrickt, weil ein Esel vor der Tür steht. Sie macht schnell die Tür zu, weil sie ja noch nicht wusste, dass es sich um unseren Bäcker handelt. Wir kauften zwei Fladenbrote und bekamen ein kleines Schokoladenbrötchen geschenkt. Da ich nicht wusste, wie viel ich bezahlen musste, gab ich ihm 10 DH, womit er zufrieden war.

Gegen Mittag wollten wir am Strand entlang spazieren, aber der Wind blies so stark, dass sich der mitgeführte Sand, wie Nadelspitzen auf nackter Haut anfühlte. Wir gingen dann die kleine Straße entlang und sahen einige Hotels, Cafés, Restaurants, eine Windsurfschule und ein Geschäft, wo man auf Pferden und ein anderes wo man auf Kamelen reiten konnte. Alles schien aber geschlossen zu sein. Als wir zurück auf den Campingplatz kamen, schaute Pauline nach, ob wieder fließendes Wasser da war und tatsächlich duschten dort sogar zwei Frauen. Als wir vorher weggingen, gab es dort kein Wasser wegen des ausgefallenen Stromes. Rosemarie fing sofort an ihre Haare nachzufärben, aber als die Dusche benutzen wollte, gab es schon wieder kein Wasser. Also mussten wir schnell unseren Boiler anwerfen, damit Sie die Farbe aus den Haaren bekam, föhnen konnte sie die Haare allerdings nicht. Ich weiß nicht ob der starke Wind oder der hinzugekommene Regen, für den Stromausfall verantwortlich war.

Das Wetter änderte sich leider nicht. Der starke Wind, und immer wieder kurze Regenschauer, ließen es nicht zu, einmal die Türen oder Fenster zu öffnen.

Do, 04.02.2010. Ruhetag am Camping Kaouki Beach.
Der heutige Tag fing wolkig an, sodass wir beschlossen, bis zum Mittag zu warten, ob wir weiterfahren oder hierbleiben. Das Wetter besserte sich allerdings und wir blieben, um noch einen Tag zu relaxen. Ein junger Hund gesellte sich zu uns und wollte nicht mehr weg, weil er von uns gut gefüttert wurde. Wir gingen aber auch mit Futter vor den Campingplatz, wo insgesamt neun Hunde unser Futter dankbar annahmen.

Fr, 05.02.2010. Sidi Kaouki -> Imourane 172 km (N30°30'36", W9°41'00").
Unser heutiges Ziel ist ein Campingplatz in der Nähe von Agadir. Die Fahrt gestaltet sich als angenehm, was wohl an dem sonnigen Wetter lag. Die Straßen unserer Strecke haben zwar nur einen groben Asphalt und sind an manchen Stellen sehr schmal, aber auf beiden Seiten hat man noch mindestens einen Meter festen Schotter/Sandboden zum Ausweichen. An den Straßenrändern befanden sich immer häufiger winkende Kinder. Rosemarie versucht dort, wo es ging, den Kindern Süßigkeiten zu zuwerfen. Leider hatten wir nicht mit insgesamt so vielen Kindern gerechnet, sodass uns die Süßigkeiten ausgingen, bevor wir unser Ziel erreichten.

Irgendwann teilt Hubert über Funk mit, dass sich links in einem Arganbaum Ziegen befinden. Ich hätte es ohne diese Info die Ziegen sicherlich übersehen. Die Arganbäume, in denen sich Ziegen befanden, häufen sich. An einer passenden Stelle halte ich zum Fotografieren an. Hubert informierte mich vorher noch, dass ich dem Ziegenhirten ein paar Dirham geben sollte. Ich fragte den Hirten, ob ich die Ziegen fotografieren dürfe und er nickt zustimmend. Er bekommt 5 DH und ich fotografiere die Ziegen in den Bäumen. Der Hirte glaubt, dass es mir um die Ziegen geht, er weiß sicher nicht, dass Ziegen in Bäumen eine absolute Rarität ist. So fängt er ein heftig flüchtendes Zicklein ein und streckt es zu mir zum Fotografieren vor. Ich sollte danach das Zicklein nehmen und er wollte mich damit dann fotografieren, was ich allerdings ablehnte.

Auf der weiteren Fahrt blieben wir an einer Stelle an, wo ein etwa 8-10 Jahre altes Mädchen, das Ziegen hütete, Hubert um Wasser bat. Sie war ganz überrascht, dass sie die Flasche Mineralwasser nicht zurückgeben musste. Auf der andern Seite hütete eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem Baby auf dem Rücken eine Herde. Die Mutter bekam von Pauline Kinderkleidung und die Kinder etwas von unseren letzten Süßigkeiten.

Was uns auf unserer heutigen Strecke besonders auffiel, waren die unsagbar vielen blau-weißen fast vierzig Jahre alten Mercedes-Taxis vom Typ W116. Wahrscheinlich ein Ersatz für fehlende oder selten fahrende Busse. Etwa 35 Kilometer vor Agadir fuhren wir in Imi Ouaddar am Campingplatz Atlantica Park vorbei. Hubert wollte sich aber erst einen neu geschaffenen Campingplatz anschauen, dessen Hinweisschild wir einige Kilometer weiter sahen. Es führte eine schmale Straße den Berg hinauf, auf der sich keine zwei Fahrzeuge begegnen durften. Auch zeigte der an den Seiten liegende Schlamm, dass es bei stärkerem Regen hier bestimmt Probleme geben wird. Auf dem Platz angekommen sahen wir einen noch nicht fertigen Platz, auf dem noch jegliche Vegetation fehlte, Reisemobile standen aber schon etliche dort.

Wir beschlossen, zum Atlantica Park zu fahren. Dort herrschte ein reges Treiben, und Rosemarie gefiel es auf Anhieb. Leider gab es für uns, keine zwei nebeneinanderliegende Parzellen. Auf der anderen Seite gäbe es das aber und so führte ein junger Mann auf einem Fahrrad uns dorthin. Er wies uns aber zwei voneinander liegende Plätze zu, die wir aber nicht akzeptierten. In der Rezeption meinte man, dass wir uns erst einmal dort hinstellen sollten, am nächsten Tag würden wir zwei passende Plätze bekommen. Als Alternative sollten wir nach Imourane, einige Kilometer weiter Richtung Agadir fahren, dort hätte man noch einen zweiten Platz, dort könnten wir nebeneinanderliegende Parzellen bekommen. Wir gingen darauf ein und fanden einen großen Campingplatz ebenfalls mit dem Namen Atlantica Park, auf dem wir die gewünschten Parzellen bekamen. Der Platz war recht groß und neu, die Sanitäranlagen sehr gut, sogar Wäscheleinen an zentralen Stellen gab es. Zwischen den Parzellen standen junge Pflanzen, die mit einer automatischen Bewässerungsanlage nach spanischem Vorbild versehen war.

Das Wetter verschlechterte sich allerdings zusehend und dichter Nebel kam auf. Durch die feuchte Luft konnte man nicht draußen sitzen, also wurde etwas TV geschaut. Nachts konnten wir vom Atlantik Schiffsnebelhörner hören.

Sa, 06.02.2010. Besuch von Agadir.
Heute ging es nach Agadir. Hubert kannte sich wie bisher hervorragend aus. Als Erstes hielten wir am marokkanischen Kaufhaus Uni Prix, angeblich das größte in ganz Marokko. Hier gab es viele Dinge zu kaufen, die uns an anderer Stelle von fliegenden Händlern schon angeboten wurden. Tatsächlich gaben wir hier ca. 680 DH aus. Dabei wäre Rosemarie an der Kasse fast betrogen worden, wenn Pauline nicht so aufmerksam gewesen wäre. Die Kasse gab Rosemarie das Wechselgeld auf 700 DH zurück, obwohl sie ihm 800 gegeben hatte. Nach einigem Hin und Her, rückte er dann ganz unschuldig, einen 100 DH Schein heraus. Pauline meinte, das wäre Methode, deshalb hatte sie so genau aufgepasst. Dafür spendierte Rosemarie im Café vor dem Laden eine Runde Kaffee.

Als Nächstes ging es zum Marjane-Supermarkt. Wie bisher immer ein riesiger Laden, mit ca. 50 Kassen. Diesmal gab es keine Vögel im Laden, aber ich konnte nachschauen, was den Vögeln in Marrakesch so gut geschmeckt hat, es waren feine Suppennudeln. Nachdem wir noch einige benötigte Lebensmittel eingekauft hatten, aßen wir in einem kleinen, dem Supermarkt angeschlossenen Restaurant zu Mittag. Da ich nicht unbedingt ein Menü haben wollte, aß ich nur ein Stück Pizza und war hinterher erstaunt, dass es um gerechnet nur 90 Cent gekostet hat.

Nachdem wir unsere Tanks wieder gefüllt hatten, fuhren wir zum Souk. Wie überall wo wir in Marokko bisher geparkt hatten, kamen auch hier selbst ernannte Parkplatzwächter, die gegen Geld unsere Fahrzeuge bewachen wollten. Hubert war so clever und bot Ihnen an erst bei unserer Rückkehr zu zahlen, worauf sie auch eingingen. Auf dem Souk schauten wir uns erst die Obststände an, wo wir dann später frisches Obst kaufen wollten. Das Angebot war sehr groß, die Stände waren so vollgepackt, wie ich es von Deutschland nicht kenne. Dafür sah man aber auch Stände, bei denen z. B. Massen von Zwiebeln auf dem Boden im Dreck lagen, und der Verkäufer mitten drin.

Wir gingen dann rüber zu den Hallen, wo man andere Dinge als Essenszutaten bekam. Hubert fand schnell jemanden, der ihm einen Originalakku, als Reserve für seine Kamera verkaufe wollte. Ich wurde von einem Händler weggeschleppt, der mir ein marokkanisches Mittel zum Abnehmen zeigen wollte. Ich ließ mich überreden, 100 Gramm von diesen Kräutern zu kaufen. Dann brachte er mich wieder zu den anderen zurück, alleine hätte ich sie wohl nicht gefunden. Nun wollte er aber mit uns einen Tee trinken und ließ nicht locker, bis wir mit ihm den Tee tanken. Der Tee schmeckte und war sehr süß und wurde aus vier verschiedenen Kräutern ohne Zucker aufbereitet. Für die Süße waren die Kräuter des Beduinentees verantwortlich. Rosemarie kaufte die vier Kräuter, für die er 240 DH haben wollte. Ich sagte Rosemarie, dass sie nicht mehr als 200 DH zahlen sollte.

Ich wurde von jemand anderen abgelenkt, der Rosemarie einen Kaftan verkaufen wollte. Für den Tee bezahlte sie aber die 240 DH. Bei dem Textilhändler fand Rosemarie auch einen Kaftan für 900 DH, der ihr gefiel: Diesmal schaltete sich Hubert ein und anstatt 900 DH musste Rosemarie nach langem Verhandeln nur 700 bezahlen. An diesem Stand war wieder jemand, dessen Freund ein Geschäft hätte, wo man - ich weiß nicht mehr was – bekommen würde. Nun hatten wir aber genug davon und kauften nur noch unser Obst. Eines möchte ich zu den Verkäufern in Marokko bisher noch sagen. Sie waren immer superfreundlich, und wenn sie uns auch immer wieder irgendwo hinschleppen wollten, unangenehm aufdringlich war niemand.

Vom Souk ging es zum Parkplatz, wo die Wächter für jedes Fahrzeug 5 DH bekamen. Sie wollten noch etwas für ihre Kinder und bekamen von uns Süßigkeiten, die wir im Uni Prix gekauft hatten, von Pauline Kinderbekleidung. Nun ging es wieder aus Agadir heraus zu unserem Campingplatz und Hubert fand den Weg wieder souverän. Wir kamen auch durch einen Ort, den Hubert das Bananendorf nannte, in dem auch an allen Ständen Unmengen von Bananen hingen. Zurück auf dem Campingplatz wollten wir am Eingang noch ein Stück marokkanischen Kunststoffteppich für vor das Reisemobil kaufen. Dort mussten wir aber mehrere Male hin, bis wir 2,5 Meter abgeschnitten bekamen. Der laufende Meter, zwei Metern breit, kostete 50 DH. An einem anderen Stand kauften wir uns für 25 DH in den Sohlen stabilere Crocks-Imitate, mit meinen bisherigen konnte ich schlecht auf Schotter laufen, mit den neuen ging es gut.

Da ich diese Nacht nicht schlafen konnte, setzte ich mich vor meinem Computer, um an diesem Bericht zu schreiben. Dabei fiel mir auf einmal das leuchtende Anzeigedisplay auf. Die Fehlermeldung „Abwassertank voll“ stimmt zwar nicht, aber sie kommt immer, wenn nachts die eingebaute Ultraviolett-Entkeimungsanlage eingeschaltet ist. Nun konnte ich aber das Licht der Entkeimungsleuchte nicht sehen. Ich schaltete am Timer die Anlage manuell ein, aber die Leuchte blieb dunkel. Am nächsten Tag werde ich deshalb Micropur-Pulver in den Frischwassertank geben.

So, 07.02.2010. Ruhetag auf dem Campingplatz Atlanticapark
Nachts kam starker Wind auf, von dem wir allerdings nicht viel mitbekamen. Hubert störte das allerdings, und ging nach draußen dort sah er unseren neuen Teppich ein paar Parzellen weiter liegen. Als wir morgens wach wurden, lag der Teppich und unsere neuen Crocks, schön geschützt unter dem Fahrzeug. Gegen morgen, wenn die Temperaturen am niedrigsten sind, hatten wir immer noch 22 C, das Wärmste seit Langem. Also bleiben wir hier einen weiteren Tag hier zum Relaxen. Ich kaufe morgens zwei Fladenbrote, die übrigens hier besonders gut schmecken und nur 1,2 DH pro Stück kosten.

Das Wetter wurde heute wunderschön, dass wir die Markisen herausfuhren, um etwas Schatten zu bekommen. So ließ sich der Tag bei einem kühlen Bier auf Campingstühlen genießen. Später checkten wir die Strategie der weiteren Fahrt. Kurz vor der Dämmerung gingen wir noch außerhalb des Campingplatzes Hunde füttern.

Mo, 08.02.2010. Imourane -> Aglou-Plage 140 km (N29°48'14", W9°49'38")
Morgens musste ich Wasser mit der Kanne nachfüllen, damit ich wegen der defekten UV-Entkeimung, Micropur in den Wassertank bekam. Gegen 10 Uhr fuhren wir dann Richtung Agadir los. In Agadir sah ich, wie in allen anderen Orten, dass es in Marokko noch eine Menge Renault R4 gab, aber auch alte Peugeot 404 und 504 und Renault R12 sah man häufig. Am meisten aber fuhren hier verschiedene Modelle von Dacia, die ja auch zum Renault-Konzern gehören. Hier sah man aber viel seltener die typischen Dreiräder, vorne ein kleines Motorrad und hinten einen Aufbau, offen oder geschlossen, die im Norden zahlreich vertreten waren.

Nach Agadir kamen wieder die marokkanischen Straßen, die aber diesmal etwas schlechter waren. Unterwegs sah man wie bisher Esel, Ziegen und Schafe, aber jetzt schon öfter Kamele. Nach etwas mehr als einhundert Kilometern kamen wir in Tiznit an. Am Vorabend hatten wir ja beschlossen, wenn wir hier übernachten können, nicht weiter nach Aglou-Plage zu fahren. Der Campingplatz war leider voll belegt. Wir fanden aber gegenüber einen Platz, auf dem bereits zwanzig Reisemobile standen. Wir parkten dort und Pauline blieb bei den Fahrzeugen, während Hubert uns zum Souk führen wollte.

Wir kamen en einigen kleinen Geschäften von der Größe einer Garage vorbei, wo man bei einigen auch Essen konnte. Das war aber teilweise so schmutzig, dass ich mich dort nicht einmal hingesetzt hätte, für Marokkaner mit kleinem Geld war das aber sicher in Ordnung. Hubert hatte heute allerdings Pech und wusste auf einmal nicht mehr, wo der Souk ist. Durch Nachfragen wurden wir durch enge Gassen geschickt, in denen es an manchen Stellen penetrant nach Kloake stank. Diesen Gestank hatte ich zwar auch schon in anderen Städten bemerkt, aber nicht so extrem oft wie hier. Nach etwas mehr als einer Stunde kamen wir wieder bei unseren Fahrzeugen an.

Nun ging es weiter nach Aglou-Plage, aber nach ein paar Hundert Metern wusste Hubert wieder, wo der Souk war und hielt auf einem kleinen bewachten Parkplatz. Da Rosemarie aber rückenbedingte Schmerzen in den Beinen hatte, wollten wir weiter. Bis zu unserem Ziel war es dann nicht mehr weit. Hubert fragte bei einem Hotel nach, aber dort durften keine Campingfahrzeuge mehr übernachten. Der Hotelier sagte ihm, dass man ein paar Kilometer Richtung Sidi Ifni auf einem kleinen Camping übernachten kann. Wir fuhren dort auch vorbei, aber ein Fahrzeug sahen wir dort nicht.

Also ging es auf den ursprünglich ausgewählten Campingplatz. Dieser bot noch genügend Platz, aber die Sanitäreinrichtung gefiel uns nicht. Allerdings muss man sagen, dass gerade an einem neuen Sanitärhaus gearbeitet wurde und an einer anderen Stelle an höheren Mauern, möglicherweise Verkaufsräume. Vom Atlantik kam wieder Nebel und dann fing es an zu regnen. Also schauten wir am Abend wieder TV und freuten uns, dass wir es nicht so kalt wie in Deutschland hatten.

Di, 09.02.2010. Aglou-Plage -> Tata Titi 330 km (N29°49'18", W9°59‘54").
Heute Morgen ging es bei bedecktem Himmel als Erstes zurück Richtung Tiznit. Den Souk, den wir gestern nicht gefunden hatten, sahen wir auf Anhieb, aber dort wollten wir heute nicht hin. Durch den starken nächtlichen Regen sahen die Straßen heute sauberer aus. Von Tiznit ging es dann Richtung Tleta Akhssass. Nach einer Weile wurde ich beim Überholen eines langsamen Lkws so vollgespritzt, dass die morgens frisch gereinigten Scheiben wieder total verschmiert waren. So war ich froh, dass bald leichter Regen einsetzte. Die Straßen waren heute noch schlechter als gestern, dass ich sehnsüchtig auf Besserung wartete.

Mir fiel auf, dass mein Spritverbrauch viel höher war als vorher. Ich schaltete mein Navigon ein, nur um den GPS-Status abzufragen und merkte, dass wir schon auf über 400 Meter Höhe waren. Während der weiteren Fahrt kletterten wir leicht aber stetig, bis zu 1100 Meter Höhe. Später kamen steilere Steigungen und Abfahrten hinzu. Langsamere Lkws mussten überholt werden, was bei den schmalen Straßen den Adrenalinspiegel steigen ließ. Dass gleiche galt, wenn lange Lkws entgegen kamen. Mit weiterem Verlauf der Strecke wurde es aber ebener, die Höhen bewegten sich im Bereich von 500 – 800 Metern ohne größere Steigungen. Der Asphalt wurde etwas besser, dafür auch schmaler. Die Regenwolken waren inzwischen auch weg. Bei überholenden wie entgegenkommenden Fahrzeugen musste man aufpassen, dass keine Steine in die Frontscheibe schlugen. Am Straßenrand sah man ständig zerstörte Scheiben, wobei Sekuritglas überwog, also waren das Scheiben von älteren Fahrzeugen.

Wie auf den anderen Strecken gab es neben der Straße Schaf- und Ziegenherden. Bei einer größeren Schafsherde liefen in einem Bereich von 500 Metern immer wieder Schafe über die Straße, dass ich manchmal Schrittgeschwindigkeit fahren musste. In so einer Situation raste auf einmal ein marokkanischer Pick-up an mir vorbei und hätte fast zwei Schafe (Mutter und Kind) überfahren. Marokkaner sind wohl gegenüber Tieren sehr rücksichtslos. Etwas später sagen wir dann am Straßenrand Kamele, wovon eines Mutter und Kind waren, das Dritte war auch noch nicht ausgewachsen.

In der Ferne sah man überall Staubwolken, die der inzwischen sehr starke Wind aufwirbelte. Ca. 100 Kilometer vor Tata fuhren wir links ab auf einen neuen Campingplatz, den Hubert aus dem Saharaforum kannte. Der Platz gefiel uns, aber es was erst 13 Uhr und der starke Wind gespickt mit Sand hätte kein verbleiben außerhalb der Fahrzeuge zugelassen. Wir fuhren also weiter. Unterwegs sahen wir Oasen, mit vielen Palmen und dazwischen angebautes Getreide. In der Nähe von Oasen waren auch Orte angesiedelt. Dort sah man auch wieder winkende Kinder, die von uns mit Süßigkeiten versorgt wurden. Was mich besonders beeindruckte, waren Mädchen zwischen 13 und 16, die selbstbewusst aus der Schule kamen. Ich hoffe, dass diese Mädchen sich später gegen die Männer durchsetzen werden.

Nach 320 Kilometern kamen wir in Tata an. Wir mussten etwas suchen, bis wir den kommunalen Campingplatz fanden. Wir gingen erst einmal schauen, ob dort überhaupt Platz für uns ist. Am Eingang stand ein Bielefelder, der meinte der Platz wäre voll. Hubert hatte inzwischen an der Rezeption erfahren, dass man acht Kilometer weiter übernachten kann. Der Bielefelder meinte allerdings, dass er gehört habe, dass der Platz in acht Kilometern schon wieder geschlossen ist. Als wir weite fuhren, sahen wir links und rechts mehrere Reisemobile parken, wir wollten aber weiter. Nach acht Kilometern sahen wir das Hinweisschild Camping Tata Titi. Der Platz lag unter einer Schlammschicht und war tatsächlich geschlossen. Wir hatten nun die Möglichkeit zurück nach Tata auf einen Parkplatz falls noch frei oder vor der geschlossenen Rezeption auf einem geschotterten Platz zu übernachten. Wir entschieden uns, hier zu bleiben. Wir konnten noch über eine Stunde die Sonne im Windschatten unserer Fahrzeuge genießen.

Mi, 10.02.2010. Tata Titi -> Tasla 244 km (N30°33'55", W6°45‘06")
Die heutige Strecke war die abwechslungsreichste bisher. Die Straßen waren anfangs so wie bisher, wurden dann aber schlechter. Der größte Teil der Strecke war flach in Höhen um 700 Meter. Das Erste besondere, dass wir unterwegs sahen, waren Kamele am Straßenrand. Wir blieben zum Fotografieren stehen. Hubert hatte noch Abfälle vom Blumenkohl und legte sie vor ein Kamel. Aber keines interessierte sich dafür, das Kleine interessierte sich nur für die Muttermilch. Ein Weiteres überquerte die Straße und gesellte sich zu den beiden Anderen. Etwas später zog eine Karawane am Horizont vorbei.

Beim Weiterfahren tauchten auf einmal große öde Flächen auf, bewachsen mit Akazien, den typischen afrikanischen Bäumen, die oben flach sind. Dann hatten wir plötzlich eine Oase neben uns, die erste die ich in meinem Leben gesehen habe, anders als vermutet. Der asphaltierte Teil der Straße war in der Regel nur so breit, dass ein Fahrzeug darauf platz hatte. Bei Gegenverkehr musste man mit einer Seite vom Asphalt runter und möglichst langsam fahren, dass keine Steinchen die Windschutzscheibe zerschlug. Leider rasten einige Marokkaner so schnell vorbei, dass die Steine nur so spritzten und auch gegen unsere Fahrzeuge schlugen. Also blieben wir bei Gegenverkehr so lange auf der Fahrbahn, bis der Gegenverkehr die Geschwindigkeit verringerte. Das gefiel den meisten entgegenkommenden Fahrzeugen nicht, sie betätigten Hupe und Lichthupe. Unsere Windschutzscheiben blieben aber heil, im Gegensatz zu den vielen, die am Straßenrand lagen.

Wenn es mal wieder durch einen Ort ging, waren die Straßen immer schlechter und schmutziger als außerhalb von Orten. Immer häufiger kamen jetzt Warnschilder das Wasser kommt. Dabei handelt es sich um Straßenbereiche, die in der Regenzeit unter Wasser liegen. Man muss dann so lange warten, bis der Wasserpegel gesunken ist. Es muss in diesem Jahr hier schon kräftig geregnet haben, denn große Flächen waren noch verschlammt. Die Straßenränder waren fast überall mit grünen Pflanzen bewachsen. Selbst bis auf den Asphalt drangen kleine Gräser vor. Auch die Oasen wurden häufiger. In einem Ort neben einer Oase hielten wir an und tranken einen „Café au Lait“. Für vier Kaffee bezahlte ich 20 DH, ca. 1,80 Euro.

Je weiter wir fuhren, umso mehr Sand lag auf der Straße, sodass wir den Abstand zwischen unseren Fahrzeugen erheblich vergrößern müssen. Doch dann kam eine Baustelle und wir mussten neben der Straße durch das Gelände fahren. Die Strecke war zwar begradigt, aber wir wirbelten unheimlich viel Sand auf, dass ich Hubert vor mir manchmal nicht mehr sah. Das Ganze ging über 10 Kilometer, aber auch danach war die Straße besonders schlecht und verschmutzt. Dann ging es wieder hoch durch Serpentinen. An einer Stelle kam mir ein Omnibus entgegen. Ich fuhr so weit, wie ich konnte, nach rechts, den Rest musste der Busfahrer machen. Es wahren wirklich weniger als fünf Zentimeter, die er bei mir Platz hatte. Es kamen auch noch Lkws an anderer Stelle, aber da war etwas mehr Platz. Oben am Berg war eine Nickelmine, überall an der Straße sahen wir abgekipptes silbergraues Gestein.

Als wir dieses hinter uns hatten, wurde das Fahren wieder einfacher. In einem Ort namens Tasla kannte Hubert einen Campingplatz und wir fuhren dort ein. Wir konnten sogar beim Campingplatzbetreiber Tajine oder Couscous bestellen, was er um 19:30 servierte. Zeit zum Sonnen hatten wir vorher natürlich auch.

Do. 11.02.2010: Tasla -> Zagora 128 km (N30°19'43", W5°49‘57")
Die Nacht war heute recht warm, aber zum ersten Mal trocken. Es geht weiter nach Zagora, das wir eigentlich schon gestern erreichen wollten. Wir mussten zuerst wieder zurück nach Tasla, um dann erst über die R108 nach Agdz und dann weiter über die N9 nach Zagora zu kommen. Die Straßen waren heute entgegen gestern überall zweispurig, trotzdem sahen wir an den Straßenrändern ab und zu zerborstene Fensterscheiben, also galt auch heute, bei Gegenverkehr oder Überholenden vorsichtig sein.

Als wir dann durch das Draatal fuhren, gab es eigentlich keine Oasen mehr, denn überall gab es rechts und links der Draa, Palmen und Grünes z. B. Getreide. Dort wo es dieses Grüne gab, befand sich alles in kleinen umrandeten Feldern. Später sahen wir, dass die kleinen Felder wegen der Bewässerung so angelegt waren. Mit einer Art Hacke wird die Umrandung geöffnet, damit Wasser einlaufen kann und wird dann wieder geschlossen. Gespeist wurde das von Betonkanälen, die teilweise mehrere Meter höher als die Draa lagen. Hubert, der schon einige Male durch das Draatal gefahren ist, sah zum ersten Mal dass die Draa, Wasser führte. Die Orte, die wir durchfuhren, waren zu neunzig Prozent aus Lehmziegel gebaut, die teilweise mit Stahlbeton verstärkt wurden. Dabei werden nach marokkanischer Art, zuerst die Mauern hochgezogen um dann in die Lücken den Stahlbeton einzufüllen. Allerdings gab es auch einige wenige Häuser, die aus Hohlblocksteinen gefertigt waren und dann mit Zementmörtel verputzt wurden. Von den Lehmziegelhäusern sah man viele, die inzwischen durch Regen aufgeweicht und zusammengebrochen waren.

Dann fiel unser Funkgerät aus, Hubert konnte Rosemarie nicht mehr verstehen. Reparaturversuche blieben erfolglos.

Fr, 12.02.2010. Ruhetag in Zagora.
Nach einer warmen und trockenen Nacht wollten wir morgens in einer Bäckerei Brot kaufen, leider war gerade keines mehr da, wir mussten 15 Minuten später wiederkommen. Als wir dann wieder dort waren, waren auch nicht mehr viele Brote da, aber für uns reichte es. Ich musste für drei Brote 3 DH zahlen. Ich fragte den Verkäufer, ob ich fotografieren dürfte, er entgegnete “No Problem“. Als ich dann ein Foto machte, wie der Brotteig, mit vier Meter langen Schiebern in den Ofen geschoben wurden, schimpften die Arbeiter lautstark. Sie wollten wohl Geld, weil ich sie fotografiert hatte. Das Geld, was sie dann bekamen, hätte für eine Menge Brote gereicht.

Das Brot war sehr lecker und schmeckte heute wieder etwas anders als bisher. Seit langer Zeit frühstückten wir mal wieder draußen. Danach versuchte ich, das Mikrofon vom Funkgerät zu reparieren. Da mein Gaslötkolben für Platinen nicht ganz optimal geeignet war, lötete ich nur das Notwendigste. Zusätzlich fertigte ich noch einen einfachen Knickschutz an.

Später gingen wir in die Medina, um den Souk zu besuchen. Leider ist dieser in Zagora nur sonntags und Dienstags, also fahren wir erst Montag weiter. In einem Restaurant tranken wir Kaffee und Rosemarie aß Hähnchen mit Pommes frites. Eine Katze freute sich besonders, weil sie mehr vom Hähnchen bekam, als Rosemarie. Nebenan saß ein freundlicher nicht mehr ganz so junger Marokkaner, der uns wie fast überall herzlich willkommen hieß. Er wäre Künstler, habe in Wien studiert und war schon mal in Deutschland. Nachdem wir eine Weile miteinander geredet hatten, setzte er sich an einen anderen Tisch, wo er mit einem Stift etwas aufs Papier brachte. Nach einigen Minuten zeigte er mir sein Bild, dass ich ihm dann abkaufte.

Später fragte mich ein Tuareg, nachdem er erfahren hatte, dass ich Deutscher bin, ob ich ihm eine Karte schreiben könnte. Ich sollte einem Herrn Hellmann, für ein Kleiderpaket danken, natürlich schrieb ich die Karte. Als Hubert einen Schuster suchte, gingen wir durch eine kleine ungepflasterte Gasse, wo es kleine Geschäfte gab. Unter anderem fand ich einen Laden, wo ich eine G3-SimCard für ein Internetmodem bekommen konnte. Leider konnte ich mich nicht so gut verständigen, um zu fragen, ob es auch PrePaid gibt. Der Verkäufer erzählte mir, dass die ersten zwei Monate kostenlos sind. Das hörte sich aber nach Vertrag an, den ich als Deutscher sicher sowieso nicht abschließen konnte. Den weiteren Nachmittag relaxten wir dann unter unserer Markise.

Sa, 13.02.2010. Ruhetag in Zagora.
Die Nacht war etwas kühler als die vorige. Morgens brachte Hubert schon zwei Brote. Da wir aber nicht zu Mittag essen wollten, mussten wir später noch zwei kaufen. Nach dem Frühstück reinigte ich noch einmal meine Solarpaneele, aber es brachte nichts. Seit 1¾ Jahren liefert die Solaranlage wesentlich weniger Strom. Beim Besuch von WSHT im letzten Jahr sollte man dort mal die Anlage prüfen. Es wäre alles in Ordnung und man tat so, als wenn ich zu selten die Paneele gereinigt hätte. Leider kann ich die Paneele nicht abnehmen, um sie einzeln zu prüfen, weil die Firma Krings, wo ich das Reisemobil gekauft hatte, die Paneele so montiert hat, dass man nicht an die Schrauben kommt. Durch Abdecken mit Karton hatte ich aber schon getestet, ob ein Panel anders reagiert als das andere, aber dabei gab es keine Auffälligkeiten. Zuhause werde ich mal testen, ob es evtl. am Regler liegt.

In der heißen Mittagszeit ließ sich auf einmal die Aufbautür nicht mehr schließen, weil die Tür sich gedehnt hatte und die Schließbolzen gegen den Rahmen schlugen. In meiner Modellbaukiste hatte ich den notwendigen kleinen Inbusschlüssel dabei. Nach Öffnen der Inbusschrauben ließen sich die Schließbolzen weiter in die Tür eindrehen, sodass sie nicht mehr gegen den Türrahmen schlugen. Wie groß war der Schock, als dann am Abend, als es wieder kälter war, die Tür, egal ob abgeschlossen oder nicht, sich einfach aufziehen ließ. Die Tür hatte sich wieder zusammengezogen, dass die Bolzen jetzt wieder in einer falschen Position befanden und nicht einrasteten.

Gegen 11 Uhr gingen wir in die Medina. Rosemarie sah einen kleinen Laden mit Autoersatzteilen. Dort fragte ich nach einer Dichtung für meinen Tankdeckel. Der Ladeninhaber suchte eine Weile, fand aber keine in der richtigen Größe. Aber wie fast immer in Marokko gab es jemanden, der helfen konnte. Ein junger Mann sagte, er würde mir eine Dichtung aus einem Autoschlauch anfertigen. Ich erklärte ihm, dass die Dichtung aber etwas dicker sein müsste. Er verstand, ich gab ihm noch den Tankdeckel mit und er verschwand mit seinem Moped. Etwas weiter kam ein Bankautomat, an dem ich Geld abholen wollte. Ich hatte erst Probleme, weil ich vermutlich eine falsche Taste gedrückt hatte. Im zweiten Anlauf wählte ich 6600 DH, was etwa 600 Euro entspricht, was der Automat auch auszahlte. Dann gingen wir weiter und fanden eine größere Buchhandlung, in der es auch Computerzubehör und anderes gab. Dort bekamen wir schöne Postkarten und auch passende Briefmarken.

Auf dem Rückweg tranken wir noch einen Milchkaffee, kauften noch zwei Brote und schauten, ob die Dichtung fertig ist. Tatsächlich lag mein Tankdeckel beim Autoersatzteilgeschäft mit einer einigermaßen passenden Dichtung. Der junge Mann, der sie angefertigt hatte, war allerdings nicht mehr da. Den Preis von 5 Euro für die Dichtung fand ich allerdings etwas hoch, ich zahlte 50 DH, ohne zu handeln. Dann zeigte mir ein älterer Mann 3 Euro und wollte wissen, was das für Geld sei und wie viel es Wert ist. Ich sagte ihm 33 DH, was beim Verkauf allerdings weniger ist. Er fragte mich, ob ich ihm das tauschen könnte, was ich natürlich tat. Er freute sich, hatte er doch jetzt richtiges Geld, womit es bestimmt 25 Brote oder mehr kaufen konnte.

Wieder zurück auf dem Campingplatz schaute ich mir die UV-Entkeimungsanlage an. Ein Teil, in dem eine Lüsterklemme das Vorschaltgerät und die UV-Röhre verband, stand unter Wasser. Da hier beim Zünden Hochspannung ansteht, kam keine Zündung zustande. Nach der Befreiung vom Wasser und einer Reinigung funktionierte alles wieder. Abends musste ich dann doch noch das Fahrzeug an Strom anschließen, denn was die Solarzellen in den Akku brachten, war einfach zu wenig.

So, 14.02.2010. Ruhetag in Zagora.
In der Nacht wurde ich von Zündversuchen des Kühlschrankes wach. Ich versuchte ihn auf Netzspannung zu schalten, aber das klappte nicht, weil die Spannung unter 200 V lag. Also wählte ich als Quelle 12 V, denn ich konnte ja über 220 V den Akku laden. Am nächsten Morgen stellte sich aber heraus, dass der Kühlschrank auch mit 12 V nicht funktionierte. Wenn ich vorher richtig überlegt hätte, hätte mir das klar sein müssen, denn der Kühlschrank funktioniert nur, wenn die Lichtmaschine läuft und dann auch nur über die Starterbatterie.

Obwohl wir heute auf den Souk gehen wollten, sollte erst der Kühlschrank in Ordnung gebracht werden, Hubert hatte Erfahrung darin. Er baute den Gasbrenner aus, wobei eine Schraube abriss. Es zeigte sich, dass am Brenner kein Gas ankam. Beim Testen mit dem Kochherd stellte sich heraus, dass dieser auch manchmal nicht funktionierte. Also testeten wir die Hauptgasleitung vom Regler bis zu den Absperrhähnen unter dem Kleiderschrank. Wir bliesen die Leitungen mit einem Kompressor durch, aber sie waren in Ordnung. Nun wurde der Fehler im Regler vermutet. Hubert hatte noch zwei andere Regler für Flaschen dabei, die wir dann provisorisch an die Leitung anschlossen.

Aber auch so funktionierte der Kühlschrank nicht. Hubert wollte dann den Kamin des Kühlschranks reinigen, weil es bei seinem eine große Verbesserung gegeben hatte. Dabei fiel eine Nuss zwischen die Kühlrippen und kam unten nicht heraus. Sie war einfach nicht mehr zu sehen, das Suchen musste auf später verlegt werden. Das Herausschrauben einer Schraube, die den Deckel des Kamins festhielt, war äußerst schwierig, weil sie an einer Stelle saß, an die man nicht richtig herankam. Irgendwann klappte es trotzdem, nachdem auch der Dometic-Abdeckrahmen demontiert wurde. Der Kamin aber war total sauber. Nun musste der Kamindeckel wieder aufgesetzt und festgeschraubt werden. Auch dieses war wieder äußerst schwierig und dauerte ewig.

Irgendwann funktionierte der Brenner, und die verlorene Nuss konnte auch gefunden werden. Der Gasregler und die Duomatik mussten versetzt werden, weil die Gasleitung nicht richtig montiert und zu kurz war. Nachdem das auch montiert war und alles mit Leck-Suchspray auf Dichtigkeit getestet wurde, wurde der Kühlschrank getestet und tatsächlich funktionierte er. Nachdem alle Abdeckungen wieder montiert waren, kam auch schon die Dunkelheit. Abends ging ich mit meinem Netbook zur Rezeption, weil man von dort über WLAN ins Internet kam. Leider war die Internetleitung so langsam, dass ich nur E-Mails und Bankdaten abfragen konnte. Der Virenscanner wollte auch seine Liste updaten, so dauerte es etwa 1½ Stunden, bis alles auf dem Rechner war. Nach circa 3 Stunden funktionierendem Kühlschrank war wieder Schluss und er verhielt sich wie vorher. Ich schaltete den Kühlschrank komplett aus, denn die Netzspannung lag wie bisher unter 200 V.

Mo, 15.02.2010. Zagora -> Merzouga 333km (N31°04’51”, W4°00’24”)
Heute Morgen hatte ich wieder mal das Pech, dass aus der Dusche nur kaltes Wasser kam. Für 4 Tage musste ich 200 DH und für eine Nacht Strom 20 DH zahlen. Um 9:15 Uhr fuhren wir vom Campingplatz los und hielten im Ort noch einmal kurz an, um Briefmarken und Postkarten zu kaufen. Dann ging es über die N9 wieder zurück durch das Draatal, bis nach Tansikht. Dort bogen wir rechts ab auf die R108, um über Nekob, Tazzarine, Alnif und Rissani zur Erg Chebbi zu gelangen. Beim Wetter gab es diesmal alles, starke Bewölkung, Sonnenschein, Sturm, Regen und sogar Sandsturm. Die Straßen im Draatal waren wie bekannt in Ordnung. Danach wurde es etwas schlechter, da die Straße wieder einspurig wurde. Irgendwann kam wie vor ein paar Tagen eine Umfahrung der Straße, die erneuert wurde. Diesmal war der Boden nicht so trocken wie beim letzten Mal, sodass es nicht so staubte. Diesmal mussten wir ca. 20 Kilometer auf der provisorischen Piste fahren. Das Besondere daran waren die vielen Kinder, die am Straßenrand winkten und sich Süßes erhofften. Natürlich bekamen sie von uns etwas, aber es waren so viele, dass die Vorräte schnell weniger wurden.

Gegen 12 Uhr machte Hubert, wie meistens wenn wir fuhren Mittagspause. Obwohl keine Häuser zu sehen waren, standen auf einmal ca. zehn Kinder um unsere Reisemobile. Natürlich wollten sie Süßes, wobei Rosemarie erst etwas geben wollte, wenn wir weiterfahren. Ich gab Ihnen dann aber doch etwas und es gab eine rege Kommunikation zwischen den Kindern und mir. Sie sangen sogar Lieder für mich und bei “Old Mc Donald“ konnte ich sogar mitsingen, was ihnen wieder viel Spaß bereitete. Was mich beeindruckte, dass sie auch teilten, wenn man ihnen das klar machte. Beim Weiterfahren gab es von uns noch ein paar Stilos und einer bekam 1½ Brote vom Vortag. Später sahen wir dann eine junge Frau vom Feld auf uns zulaufen, die ein gewisses Zeichen machte, das ich nicht verstand. Als ich dann kapierte, dass sie etwas trinken wollte, waren wir schon zu weit weg und mir tat es unendlich leid, dass ich das nicht eher verstanden hatte.

Bei den Sanddünen angekommen fuhren wir ca. fünf Kilometer über eine Sandpiste zu einem Hotel, wo Hubert erst mal abcheckte, ob wir dort und hinstellen konnten, weil man dort sehr gut essen können sollte. Leider erwartete man dort für den Abend vierzig Gäste, dass man uns lieber einen Tag später bewirtet hätte. Wir beschlossen zum nächsten Campingplatz weiterzufahren, um evtl. auf der Rückfahrt dort noch einmal einzukehren, denn es war ein tolles Hotel und Restaurant. Bei der Rückfahrt über die Piste zur Straße kamen wir in einen Sandsturm, dass wir die Piste kaum sahen. Auf der Straße angekommen, war der Sandsturm Gott sei Dank vorbei. Nach kurzer Fahrt kamen wir dann zu unserem heutigen Ziel, dem Campingplatz La Tradition an einer hohen Sanddüne in Merzouga an. Zehn Meter von unserem Stellplatz übernachteten ein paar Kamele.

Abends aßen wir dann im Restaurant eine Spezialität des Hauses und buchten für den nächsten Tag eine vierstündige Rundfahrt durch die Dünen inklusive ein Mittagessen mit Couscous und zwei Übernachtungen für 600 DH pro Fahrzeug. Da es sehr stürmig war, konnten wir uns draußen nicht aufhalten. Ich schloss mein Reisemobil an das Netz an und hoffte, dass die Spannung über 200 V war, damit mein Kühlschrank wieder kühlte, denn auch mit 12 V beim Fahren funktionierte er nicht. Nach einigen Minuten mit zu niedriger Spannung kam sie dann über 200 V, sodass der Kühlschrank endlich wieder kühlte.

Di, 16.02.2010. Rundfahrt mit dem Landrover in der Erg Chebbi.
Um 7:30 kaufte ich an der Rezeption 3 Fladenbrote, die heute aber so groß waren, dass wir nur zwei für den ganzen Tag gebraucht hätten. Der Strom war wohl die ganze Nacht über 200 V geblieben, sodass der Kühlschrank wieder heruntergekühlt war.

Um 9 Uhr kam dann ein Landrover, der uns als Erstes zu einem See fuhr, auf dem Flamingos zu sehen waren. Nach ein paar Kilometern durch Sand und steinigem und unebenem Gelände sahen wir hinter Dünen plötzlich den See Merzouga. Zuerst waren keine Flamingos zu sehen, aber als der Fahrer dann etwas weiter am See entlang fuhr, sahen wir Flamingos, aber auch andere Wasservögel. Der See war wohl sehr seicht, denn die Flamingos liefen weit ab vom Ufer im See herum. Von dieser Position sahen wir, dass der See doch viel größer war, als erwartet. Nach kurzem Fotostopp steuerte unser Fahrer immer wieder neue Positionen an, von denen er glaubte, dass sie für uns interessant sind.

So zeigte er uns kleine Minen, wo Mineralien oder Erz abgebaut wurden. Eine davon war noch in Betrieb, drei Arbeiter waren dort beschäftigt. Einer baute unten im Loch Gestein ab und legte es in einen Korb, den ein anderer mit einem Kran hochzog, während ein Dritter das Gestein mit einer Schubkarre fortbrachte. Es gab eine Menge Mineralien und Erze, die man auf dem Boden finden konnte. So gab es Quarz, Malachit und weitere Mineralien, die ich allerdings nicht von unserem Fahrer übersetzt bekam. An Erzen gab es Blei, Kupfer und Silber und wer weiß, was noch alles unter der Erde lag.

Einen typisch marokkanischen Friedhof sahen wir auch mit einem hohen Anteil von Kindergräbern. Unser Fahrer erzählte uns, dass die Kindersterblichkeit hier sehr hoch sei, was am Blei im Boden läge. Durch Wasser und Luft kommt das Blei in die Körper und vergifte die Menschen. Wir sahen noch ein verfallenes französisches Militärlager, aber auch verfallene marokkanische Kasbahs. Bei den Kasbahs konnte ich den Verfall ja noch verstehen, denn sie waren mit Lehmziegeln gebaut, aber die Franzosen hatten vieles ordentlich aus Stein gebaut. Wahrscheinlich wurde das französische Lager von Marokkanern zerstört.

An einer anderen Stelle zeigte uns der Fahrer Fossilien, die überall am Boden herumlagen. An zwei Punkten gab es auch marokkanische Händler, die uns Schmuck und bearbeitete Fossilien, anboten. Da man laut Hubert aber keine Fossilien aus Marokko ausführen darf, kauften wir nichts, obwohl die Marokkaner sagten, es wäre kein Problem. Auf der weiteren Fahrt mutete der Fahrer uns immer mehr zu, sodass ich einmal gegen die Wagendecke geschleudert wurde. Auf einmal stoppte er sein Fahrzeug und zeigte auf etwas. Wir sahen aber nichts, bist er sagte dort sei eine Fatah Morgana. Dann sahen auch wir sie, unter Luftflimmern sahen wir eine helle Fläche, die tatsächlich aussah wie ein kleiner See oder eine Wasserstelle.

Um 13 Uhr waren wir wieder zurück auf dem Camping. Dort war schon der Tisch für uns gedeckt. Als Erstes gab es eine große Schale mit verschiedenem rohem Gemüse, wie Gurken, Tomaten, Mais, Zwiebeln, Paprika, grüne und schwarze Oliven und gekochtes Ei, liebevoll auf einer großen Schale angerichtet. Dann kam eine große abgedeckte Schale mit dem Hauptgericht Couscous. Dort war obendrauf verschiedenes gekochtes Gemüse, darunter ein Hähnchen und darunter etwas Weißes, von dem wir glaubten, es wäre Reis, aber es war etwas anderes. Als wir dann nachfragten, erfuhren wir, dass dieses das Couscous sei. Nach einigem Überlegen kamen wir zum Entschluss, dass es sich hierbei um Hartweizengries handeln muss. Es schmeckte jedenfalls sehr lecker, wir wurden alle sehr satt, obwohl noch einiges auf der Schale liegen blieb. Dieses war das reichhaltigste Essen, das wir bisher in Marokko bekommen hatten. Zum Dessert gab es wieder wie am Vortag Orangenscheiben mit Zimt.

Leider fing schon nach dem Essen ein leichter Sturm an, der sich ständig verstärkte. Wir gingen erst einmal ins Reisemobil, wo Rosemarie sich schlafen legte. Auch ich schlief auf meinem Sitz eine kurze Zeit ein und wurde nur wach, weil mein Genick schmerzte. Ich schaltete dann mein Notebook ein, um etwas über die Tour zu schreiben. Eigentlich wollte ich heute zum ersten Mal in Marokko meinen kleinen Elektrosegler fliegen lassen. Bei diesem Sturm aber war das unmöglich. Ob ich in Marokko noch mal eine Möglichkeit zum Fliegen finde, bezweifle ich, weil ich bisher nirgendwo steinfreie Flächen zum Landen gesehen habe außer hier in der Wüste an den Dünen.

Der Sturm wurde nicht geringer, sondern eher stärker. Der Versuch die die Antenne auszufahren wurde schnell wieder abgebrochen. Der Starke von der Beifahrerseite kommende Wind, strömt unterhalb des Kühlschranks so gewaltig ins Reisemobil, das meine Beine froren, wenn ich mich davor stellte, obwohl es draußen noch 18 C warm war.

Mi, 17.02.2010. Merzouga-> Tadra 206 km (N31°32’50”, W05°35’27”)
In der Nacht wurde der Sturm in Etappen geringer, gegen Morgen war es aber immer noch windig. Wir beschlossen weiterzufahren, weil die Gefahr, dass der Sturm wiederkommt, sehr hoch war. Das erste Ziel war der Ort Erfoud, den wir über die N13 erreichten. Nach ca. achtzig Kilometern kamen wir in Erfoud an. Auf einem großen Parkplatz konnten wir in der Nähe eines Militärpostens parken.

Als Erstes besuchten wir eine Werkstatt, in der Fossilien und Steine bearbeitet werden. Auf einem Hof hinter einer Mauer saßen draußen Handwerker mit Flex und anderen Schleifmaschinen, um große und kleine Steine zu bearbeiten. Dicker weißer Steinstaub verdeckte alles, trotzdem hatte keiner der Handwerker einen Mundschutz. Einige legten einen Teil des Turbans vor Mund und Nase, aber für diesen feinen Staub nutzte das sicher nicht. Ich glaube, dass die Handwerker hier, sehr stark Silikose gefährdet sind. Einen der Männer fragte ich, ob ich ihn fotografieren dürfe und er stimmte sehr freundlich zu. Als Dank bekam er 10 DH.

Im Laden im Keller konnten wir die Produkte der Handwerker anschauen. Es waren wirklich tolle Objekte dabei, alles mit Fossilien, wovon die meisten herausgearbeitet wurden. Da laut Hubert die Ausfuhr von Fossilien aus Marokko verboten ist, kauften wir so etwas nicht, nur ein Armband und zwei Halsketten aus Türkis. Dann kauften wir in einem kleinen Geschäft Wasser. Für zwei 5 l-Kanister und sechs 1,5 l Flaschen mussten wir 56 DH bezahlen, einiges mehr als im Marjane. Beim Einladen kam ein Marokkaner und wollte 2 Euro in Dirham umzutauschen. Da ich aber kein Kleingeld mehr hatte, versprach ich ihm, dass ich es ihm später umtauschen würde, wenn ich vom Souk zurückkomme. Auf dem Souk wurden fast an allen Ständen Datteln angeboten, wir kauften wir nur ein paar Möhren.

Als ich dann wieder zum Fahrzeug ging, wartete der Marokkaner schon. Ich gab ihm 20 DH, die mir Rosemarie gegeben hatte. Er war damit zufrieden und fragte noch, ob ich etwas habe, das ich mit ihm tauschen könne, aber ich hatte ja nichts. Kurz darauf kam ein weiterer Marokkaner auf einem Fahrrad zu mir und wollte 20 Euro tauschen. Ich konnte ihm nur meinen Letzten 200 DH-Schein geben, womit auch er zufrieden war. Ich hatte aber ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte für einen Euro 11 DH bekommen und für ca. einen Dirham kann man schon ein Fladenbrot bekommen.

In einem kleinen Geschäft mit Teppichen, Fossilien und Schmuck, kauft Rosemarie noch einen Ring und dann fahren wir weiter. Wir kommen durch einen Ort, in dem gerade Souk ist. Es sind Massen von Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Moped auf den Straßen. Dazwischen zwängen sich Pkws, Lkws, Busse und wir mit unseren Reisemobilen. Manchmal glaube ich, dass es nicht mehr weitergeht, und wir uns festgefahren haben, aber es geht weiter. Nach einer halben Stunde sind wir aus dem Ort und es geht normal weiter. Über Tinjdad und Tinerhir ging es weiter nach Todra, zum Camping „Le Soleil“.

Do,18.02.2010. Ruhetag in Tadra.
Nachts fing es stark an zu regnen, was sich mit kleinen Unterbrechungen fortsetzte. Ein kleiner Bach direkt neben dem Campingplatz schwoll so stark an, dass der Eingangsbereich überflutet wurde. Schlimmer war aber die Straße, dort konnte keiner mehr weiterfahren. Das bescherte dem Campingplatzrestaurant unverhofft Gäste. Gegen 9 Uhr kam sogar ein Gewitter hinzu. Als der Regen kurzzeitig mal nachließ, versuchte ich das Reisemobil ans Netz anzuschließen. Keine der Steckdosen hatte aber Spannung, wahrscheinlich wegen des Wetters. Gegen Mittag hörte der Regen dann auf und so langsam kam die Sonne durch.

Ich konnte nun mal schauen, warum der Kühlschrank während der Fahrt nicht auf 12 V läuft. Beim Herausziehen des Steckers, der 12 V von der Starterbatterie für den Kühlschrank zur Verfügung stellt, sah ich Schmorstellen an einem Kontakt. Auch der Gegenkontakt am EBL war verschmort, ich hoffe, dass ich vom Hersteller Ersatzteile bekomme. Da der defekte Kontakt aber nur ein durchgeschleifter Minus war, konnte ich die Leitung vom Starterakku und die Leitung zum Kühlschrank kappen und miteinander verbinden. Mit diesem Provisorium müsste der Kühlschrank beim Fahren wieder funktionieren. Kurze Zeit später fing der Regen wieder an und hielt bis zum späten Abend an.

Fr, 19.02.2010. Ruhetag in Tadra.
In der Nacht regnete es nur noch bis 1 Uhr, danach war der Himmel wolkenfrei. Die Temperatur sank wie in der vorigen Nacht auf unter 10 C. Morgens fuhren wir mit Huberts Reisemobil nach Tinerhir auf den Souk. Als wir vom Campingplatz rechts über den Fluss fuhren, war absolut nichts von den reißenden Fluten des Vortags zu sehen. Dafür waren aber an anderen Stellen die Straßen durch Wasser zerstört.

In Tinerhir war Parkplatz für ein Reisemobil nicht so einfach zu finden. Trotzdem fand Hubert an einem großen Platz direkt am Souk eine Parkmöglichkeit. Der Souk war teilweise etwas schmutziger als die anderen, die wir bisher besucht hatten. Auch hier wurden wir wieder von einigen Leuten angesprochen, die uns zu Geschäften in der Nähe führen wollten. Ein junger marokkanischer Goldschmied, der fünf Jahre in Paderborn gewohnt und gearbeitet hatte kam vor drei Jahren wieder zurück und hatte ein kleines Schmuckgeschäft eröffnet. Nach Deutschland wolle er nicht mehr zurück, weil es für ihn zu teuer und die Menschen ihm gegenüber hochnäsig waren. Ich hätte noch gerne mit ihm geplaudert, aber die anderen warteten schon auf mich. Um 12 Uhr packten die meisten Händler zusammen, denn es war Freitag und das ist im Islam wie bei uns der Sonntag.

Nach einem Kaffee in einem Restaurant ging es dann wieder zurück zum Campingplatz. Da die Sonne kräftig schien, konnten wir noch ein wenig sonnen. Nach 17 Uhr wurde es sehr schnell kalt, man merkt einfach, dass wir in 1500m Höhe sind. Abends aßen wir im Restaurant des Campingplatzes wieder Couscous. Auch dort war es sehr kalt, das machte das Essen allerdings wett. Das war bisher das beste Couscous, was wir bisher gegessen hatten, mit 65 DH aber auch das teuerste, aber für uns ist das ja mit knapp 6 Euro immer noch billig.

Sa, 20.02.2010. Tadra -> Quarzazate 173 km (N30°55’23”, W06°53’11”)
Diese Nacht war die bisher kälteste mit 6°C gegen Morgen, selbst im Reisemobil sank die Temperatur auf 8°C. Kurz nach 9 Uhr fuhren wir als Erstes in die Todraschlucht. Die Straßen waren einspurig und sehr schlecht, möglicherweise von den Regenfällen der letzten Tage. An einigen Stellen waren Bagger damit beschäftigt, die weggebrochenen Straßenränder und Böschungen mit Felsenbrocken aufzufüllen. Wir fuhren etwa siebzehn Kilometer in die Schlucht hinein, um dann zu wenden, eine Weiterfahrt hätte unseren Fahrzeugen sicher nicht gut getan. Nun sahen wir die seitlich aufsteigenden Felswände von der anderen Seite und waren wieder sehr von deren Höhe beeindruckt. Trotzdem war ich froh, als wir wieder an unserem Campingplatz vorbei fuhren, obwohl uns noch ein paar Kilometer mich engen und schlechten Straßen. Tatsächlich waren die Straßen erheblich schlechter als wir sie von vor vier Tagen kannten, das Wasser hatte kräftig gewütet.

Nun ging es über die N10 bis Boulmane und weiter durch das Dadèstal. Die Strecke war einigermaßen, wobei die Straßen wie bisher fast immer in Orten erheblich schlechter waren als außerhalb. Wir fuhren immer in ca. 1600 ± 200 Meter höhe, wobei die Berge rechts alle schneebedeckt waren. Circa 60 Kilometer vor Quarzazate fuhr Hubert rechts ab zu einem Campingplatz bei einem Hotel. Wir kamen an einer außergewöhnlichen Steinskulptur vorbei, bei der man beim Unterfahren durchaus Angst bekommen konnte. Wir sahen aber dort kein Campingfahrzeug stehen, sodass Rosemarie hier nicht bleiben wollte. Wahrscheinlich war ihr aber nicht klar, dass sich der Campingplatz hinter Mauern befand und glaubte wir müssten schutzlos auf dem Hotelparkplatz stehen.

Die nächsten Kilometer ging es leicht bergab und man spürte auch, dass es etwas wärmer wurde. Plötzlich kommt ein Polizeiauto uns entgegen gefahren und fordert uns auf, rechts heranzufahren. Weitere Pkws kamen, mit Hupe und Lichthupe an uns vorbei. Dann kamen eine kleine Gruppe von Radrennfahrern, daneben Pkws. Nach einer Weile kam wohl das Hauptfeld, daneben wieder Pkws, die blinkten und uns zeigten, wir sollen von der Straße verschwinden, aber dann wären wir im Straßengraben gelegen. Nach höchstens fünf Minuten war der Spuk vorbei. In Quarzazate fand Hubert sehr schnell den Campingplatz. Der Platz war ziemlich voll, trotzdem fanden wir noch zwei Plätze nahe der Außenmauer unter Nadelbäumen, wo wir den Astra-Satelliten empfangen konnten.

So, 21.02.2010. Ruhetag in Quarzazate.
Diese Nacht war nicht mehr so kalt wie in Tadra, obwohl wir immer noch fast 1150 m hoch sind. Unser Stellplatz unter den Bäumen war nicht so optimal, weil unsere Fahrzeuge nun voller Vogelkot waren. Nach eineinhalb Stunden Arbeit waren dann unsere Fahrzeuge davon befreit.

Wenn die Sonne durch die Wolkenlücken kam, dann war sie sehr kräftig, aber es war immer etwas Dunst vor der Sonne und so konnte man im Freien sitzen, ohne in Gefahr zu geraten, einen derben Sonnenbrand zu bekommen.

Um 15 Uhr gingen wir zur Hauptstraße, um ein Petit-Taxi anzuhalten. Wir waren kaum vom Campingplatz entfernt, da hatte Pauline auch schon einem dieser Taxis signalisiert, das wir mitfahren wollen. Wir stiegen in das Taxi, aber der Fahrer wollte nicht fahren. Nach einigem Wortwechsel begriffen wir, dass er nur drei Personen befördern darf, also stiegen wir alle aus. Ich dachte, dass wir nun ein größeres Taxi nehmen müssten, bis Hubert sagte, dass wir ja eigentlich hätten fahren können, er wäre dann mit einem anderen Taxi nachgekommen. So machten wir das auch und wir wurden von Taxis mitgenommen, in denen sich schon eine Person befand. Am Ziel, dem circa sechs Kilometer entfernten Zentrum angekommen, kostete die Fahrt für jede Person nur 5 DH also weniger als 50 Cent.

Am Ziel schauten wir uns erst ein paar kleine Geschäfte an und wurden sofort von ein paar Leuten angesprochen und zum paarhundertsten Mal in Marokko willkommen geheißen. Auch hier hatte ich nie das Gefühl, belästigt zu werden. Ein junger Mann erzählte mir, dass sein Bruder schon 20 Jahre in Bielefeld wohnt, dort drei Kinder hat und nicht mehr nach Marokko möchte. Dann sagte er, dass der Ort, wo der Bruder wohne, Steinhagen sei, ein kleiner Ort in der Nähe von Bielefeld. Da ich schon dort gearbeitet hatte, fragte ich, ob er Steinhäger kennt. Es gab ein großes Gelächter, er kannte diesen Schnapps. Rosemarie kaufte als Geschenk noch ein kleines Tajinegefäß, wofür der Verkäufer 185 DH wollte, so schrieb er es auf den Rand einer Zeitung. Als wir das nicht zahlen wollten, machte er aus der 5 eine 0, worauf ich aus der 8 eine 6 machte, und wir wurden uns einig. Sicher hätten wir noch etwas handeln können, aber ich sehe fast alles, was man hier kauft, für uns so billig ist, dass man durchaus diesen Leuten etwas mehr zukommen lassen kann.

Dann ging es noch in einen Supermarché, wo Rosemarie eine Menge einkaufte. Zurück zum Campingplatz ging es wieder superschnell und superbillig mit zwei Petit-Taxis. Am Eingang vom Campingplatz sahen wir in etwas Entfernung einen großen See. Als wir später in die Richtung des Sees gingen, stellten wir fest, dass das Wasser dort eine Überschwemmung war, denn kaum einer wird seine Lehmhütte mitten im See bauen.

Mo, 22.02.2010. Quarzazate -> Taliouine 168 km (N30°31’22”, W07°53’36”).
Beim Bezahlen des Campingplatzes überraschte mich der niedrige Preis. Für zwei Nächte ohne Strom und drei Brote musste ich nur 84 DH bezahlen. Nach der Entsorgung fuhren wir um 8:45 Uhr los in Richtung Marrakesch. Beim Herausfahren aus Quarzazate sahen wir, wie an einer schönen sauberen breiten Straße gearbeitet wurde. Wunderschöne Laternen waren aufgestellt, ebenso neue Palmen am Straßenrand. Am Ortsausgang füllten wir unsere Tanks an einer Afriquita Tankstelle auf. Dann ging es auf der glatten zweispurigen N9 Richtung Marrakesch. Leider mussten wir nach einigen Kilometern auf die N10 Richtung Taliouine abbiegen.

Diese Straße war einspurig und viel schlechter als die N9. Überall gab es Wasserschäden von den bisherigen Regenfällen. Besonders aber mussten wir wieder auf die Raser achten, die uns überholen wollten oder entgegen kamen. Mir reichte mein Glasschaden, der sich Gott sei Dank bisher nicht weiter vergrößert hatte. Manche entgegenkommenden Pkws meinten, wenn sie mit der Lichthupe arbeiten würden, alle anderen in den Straßengraben fahren, damit sie auf dem Asphalt bleiben können. Ich beschloss mir das nicht gefallen zu lassen und blieb ebenfalls so lange wie möglich auf dem Asphalt. Das war nicht immer optimal, weil mancher Pkw seine Geschwindigkeit nicht reduzierte und beim Fahren auf den Seitenrändern viel Schotter aufwirbelten, die Glassplitter am Straßenrand zeugten wieder von vielen von aufgewirbelten Steinen zerschlagenen Frontscheiben.

Aus dem Westen zogen immer mehr Wolken auf, dass man bald die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas nicht mehr sehen konnte. In Tazenakht, wo wir eine Militärkolonne überholten, bogen wir rechts ab, der N10 folgend. Nun fuhren wir immer höher bis auf ca. 1850 Meter und kamen nie tiefer als 1500 Meter. Ein starker Wind kam uns entgegen, sodass ich heute 3 l/100 km mehr brauchte als bei der letzten Strecke. Teilweise regnete es auch etwas, aber nicht sehr lange. In Bereichen, die bei 1500-1600 m Höhe lagen, blühten wieder die Mandelbäume, aber auch andere Bäume blühten, welche das waren weiß ich allerdings nicht.

Kurz vor Taliouine befand sich rechts unser heutiges Ziel, der Campingplatz “Toubkal”. Der Campingplatz hatte für marokkanische Verhältnisse gute Sanitäranlagen, war allerdings fast leer, später kamen dann noch einige Fahrzeuge. In deren “Café“ tranken wir einen Kaffee mit Milch, aber nach Kaffee schmeckte er nicht. Als ich dann für drei Kaffees 45 DH bezahlen sollte, war ich sehr erstaunt, in anderen Cafés hatten wir erheblich weniger bezahlt. Wer weiß, was wir da getrunken hatten, vielleicht war das ja so teuer.

Di, 23.02.2010. Taliouine -> Tiznit 289 km (N29°41’37”, W09°43’31”).
Unser heutiges Ziel sollte der Campingplatz "Sidi Wassay Beach" sein, circa 50 Kilometer südlich von Agadir. Unser erster Zwischenstopp sollte in Taroudant sein, den wir über Aoulouz immer der N10 folgend, nach 120 Kilometer erreichten. Leider gehörte die N10 wie bisher zu den schlechteren Straßen, die heute durch die Regenfälle der letzten Tage noch schlechter war. An fast allen Flussüberquerungen und Brücken gab es Schäden, aber auch in den Orten.

In Taroudannt angekommen, fanden wir auf einem großen Parkplatz voller Wohnmobile, noch zwei freie Plätze. Zu Fuß wollten wir dann zum Souk, aber an diesem Tag war keiner. Die Medina empfand ich als sehr schmutzig, dazu kam noch der Gestank aus manchem Gulli. Wir kauften ein paar Orangen und fuhren weiter.

Auf der weiteren Strecke Richtung Agadir, wurde es immer grüner. Rechts und links sahen wir jetzt große Orangenplantagen. Von den Mauern, die diese Plantagen umgaben, waren viele Teile eingestürzt. Das setze sich auf der weiteren Fahrt fort, es kamen sogar frisch eingestürzte Lehmziegelhäuser hinzu. Aber auch Zäune aus Planen waren zerstört und manche Strommasten wurden nur noch von den Kabeln gehalten, es muss zum Regen auch noch ein starker Sturm gekommen sein. 50 Kilometer vor Tiznit bogen wir rechts ab zum Camping “Sidi Wassay Beach”, der europäischem Standard entsprechen sollte. Wir kamen aber nicht dort hin, weil nach zwölf Kilometern die Straße vor und nach einer Brücke auf vielen Metern vom Qued Massa weggespült war.

Zurück zum letzte Ort und dann Richtung Süden kamen wir auch nicht weiter, sodass wir wieder über die gleiche Strecke zurück mussten, die wir von der N1 abgefahren waren. Auch hier gab es überall Wasserschäden. Das besserte sich erst kurz vor Agadir, wo ich dann endlich mal wieder über Straßen mit einer super Oberfläche fahren konnte, wo unser komplettes Fahrzeug nicht mehr rappelte. Als wir Links eine große Afriquia -Tankstelle sahen, fuhren wir raus um Kaffee zu trinken. Dieser war diesmal genießbar, kostete weniger und dazu gab es noch eine kleine Flasche Mineralwasser. Rosemarie kaufte in den sehr sauberen Geschäften dort noch etwas Obst ein.

Je näher wir nach Agadir kamen umso besser wurden die Straßen. Das sanfte Dahingleiten über den glatten Asphalt war ein Genuss, aber als wir uns von Agadir wieder entfernten wurden die Straßen wieder schlecht. Es ging weiter nach Tiznit, wo wir dann außerplanmäßig übernachten wollten. Der Campingplatz war wie beim letzten Mal voll belegt. Auch die Parkplätze drum herum waren voll, trotzdem fanden wir für uns noch zwei Plätze eben dem kommunalen Schwimmbad. Da wir kein Brot mehr hatten, versuchte ich in dem nahen Supermarché, eines zu kaufen, aber das gibt es nur morgens. Abends machten wir noch einen Spaziergang und diesmal sahen wir nur saubere Straßen und Plätze.

Als wir an einem Friseur vorbeikamen, der gerade keine Kundschaft hatte, ging ich rein und zeigte ihm, wie viel Zentimeter er abschneiden sollte. Der junge Mann nahm sich sehr viel Zeit war sehr sorgfältig. Als ich dann bezahlen musste, schrieb er auf ein Stück Papier 20, ich verbesserte auf 30. Für 1,80 Euro die Haare geschnitten bekommen, das habe ich das letzte Mal vor Jahrzehnten erlebt. In der Nacht hörten wir aus dem benachbarten Park noch laute Musik. Mir machte das nichts aus, aber Rosemarie konnte drei Stunden nicht schlafen.

Mi, 24.02.2010. Tiznit -> El Quatia 274 km (N28°29’39”, W11°20’12”)
Vor dem Supermarkt mussten wir warten, weil die Öffnungszeiten scheinbar nur ungefähr eingehalten werden und mussten dann auch noch auf das Brot warten. Das wurde kurze Zeit später mit dem Moped gebracht. Um 9 Uhr fuhren wir los auf die N1, erst war die Straße ordentlich, verschlechterte sich dann aber gewaltig. Daran war sicher der Regen schuld, denn als wir vor zwei Wochen hier herfuhren, war sie eindeutig besser. Auch die Berge hatte ich beim letzten Mal nicht so war genommen. In Bouizarkane fuhren wir weiter der N1 folgend in Richtung Südwesten. Nachdem wir Guelmim hinter uns hatten, merkte Hubert, dass seine marokkanische Gasflasche leer war. Also fuhr er noch einmal zurück nach Guelmim, um Gas zu kaufen.

Da mein Kühlschrank auch beim Fahren mit 12 V nicht so richtig kühlte, schaute ich mir die Anschlüsse am Elektroblock mal an und war der Meinung, dass die Isolierung der verbliebenen beiden Leitungen sich verändert hatte. Das kann nur durch Wärme geschehen sein, die bei schlechtem Kontakt entsteht. Damit es dort nicht noch mehr schmort, zog ich die beiden Stecker heraus. Als Hubert wieder zurück war und wir weiterfahren wollten machte plötzlich mein Anzeigedisplay eigenartige Geräusche. Bei ausgeschaltetem Motor war nichts zu mehr hören, also steckte ich die beiden Stecker wieder in den Elektroblock und schaltete den Kühlschrank komplett ab. Zuhause kann ich mal schauen, was alles defekt ist.

Der Rest der Fahrt ging weiter über die N1. Unterwegs sahen wir so viele tote Tiere, wie auf gesamten bisherigen Tour nicht. So sahen wir ein Kamel, ein Schaf, eine Ziege und zwei Kälber verendet im Straßengraben liegen. In Tan Tan wurden wir zum ersten Mal von der Polizei angehalten. Als ich sagte, dass ich kein französisch spreche und er erfuhr, dass ich Deutscher bin, wollte er nur noch wissen, welchen Beruf ich habe. Ich sagte ihm, dass ich nicht mehr Arbeite, und durfte weiterfahren. Nun waren es nur noch ein paar Kilometer bis zum Ziel “Camping Atlantique” in El Quatia.

Do, 25.02.2010. Ruhetag in El Quatia.
Um 10 Uhr gingen wir auf den Souk. Dieser war noch eine Stufe primitiver als die bisherigen, denn alles, was hier verkauft wurde, lag auf dem Boden. Ein Orangenverkäufer hatte seine Ware allerdings auf einem Pick-up. Rosemarie kaufe etwas Gemüse und eine niedrige Schüssel als Einsatz in der Spüle. Da der Souk nicht groß war, verließen wir ihn auch schnell. Unterwegs fiel uns eine Ansammlung, von kleinen Suzukis mit Ladefläche auf. Auf dieser Ladefläche befand sich in der Mitte eine Kiste und an den Seite Bretter. Diese Fahrzeuge wurden als Taxis benutzt. Auf der Plane der Ladefläche oder seitlich kamen Taschen oder Körbe der Passagiere. Später sah ich so ein Fahrzeug anhalten und es stiegen zehn Leute aus.

Bei der Rückkehr vom Markt kauften wir in einer Bäckerei noch frische warme Fladenbrote, für 1 DH das Stück. Die Verkäufer waren wieder sehr freundlich, sie wollten z. B. wissen, wie ihr Brot auf Deutsch heißt. Anschließend tranken wir in einem Café einen Milchkaffee, der diesmal auch schmeckte. Den Rest des Tages relaxten wir unter der Markise. Als wir dann auch noch auf dem Campingplatz ins Internet konnten, war der Tag perfekt.

Fr, 26.02.2010. Ruhetag in El Quatia.
Morgens sah es erst nicht so aus, als wenn es wieder einen so sonnigen Tag wie gestern geben würde. Doch dann kam die Sonne, und zwar sehr intensiv. Ich baute meinen kleinen Flieger zusammen, und lief die 350 Meter bis zum Strand, wo dann soviel Wind vom Meer aufkam, dass ich nicht flog. Dafür probierte ich einen kleinen Lenkdrachen, den ich schon drei Jahren unbenutzt dabei hatte. Dann war auf einmal der Wind für den Drachen weg und nach einer Weile, ohne dass der Wind wieder anstieg, versuchte ich dann einen Start mit dem Flieger am Strand. Nach einer Weile kamen junge Marokkaner und wollten einiges von mir über den Flieger wissen.

Da ich durch den stärkeren Wind oben und die starke Sonne, mich sehr auf den Flieger konzentrieren musste, beschloss ich nach 25 Minuten zu landen. Ich schob mit den Füßen einige Objekte wie Plastikflaschen und Steine beiseite. Das nahm einer der jungen Marokkaner zum Anlass, ebenfalls Steine aus dem Weg zu räumen. Dadurch lief er mir in die Landezone. Da ich ausweichen musste und gleichzeitig ein relativ starker Seitenwind kam, gab es keine glatte Landung. Die Jugendlichen rannten sofort zum Flieger und der Steine Wegräumer hob das Modell auf und brachte es mir, obwohl ich dagegen protestierte. Bei der Landung hatte sich die Kabinenhaube gelöst und durch die vielen Fußspuren, die die Jugendlichen hinterließen, konnte ich sie nicht mehr wiederfinden. Die Jugendlichen wollten mir sicher nur helfen, aber durch sie fehlt mir jetzt die Haube.

Später merkte ich, dass ich zu viel Sonne abbekommen hatte. Rosemarie schmierte mich zwar mit einem Gel zum Kühlen ein, aber einen Sonnenbrand hatte ich weg. Dafür funktionierte die Internetverbindung über WLAN einigermaßen, dass wir einige Telefonate über Skype führen konnten. Die Temperaturen stiegen bis auf 36 °C im Schatten an und blieben bis spät in die Nacht über 26 °C, sodass wir noch lange draußen verweilten.

Sa, 27.02. – Di, 02.03.2010. Ruhetag in El Quatia.
Samstag war der Himmel bewölkter als am Freitag und der Wind wehte ständig. So konnte man die Hitze besser ertragen, allerdings spürte ich einen Sonnenbrand durch das T-Shirt. Bei einem Besuch der Innenstadt wurde ein Kaffee getrunken, danach wurde am Fahrzeug unter der Markise relaxt. Der Sonntag verlief ebenso wie der Samstag. Die Temperaturen sanken noch etwas tiefer, und erste stärkere Wolken kamen auf. Ich nahm mir Zeit, mal die Solaranlage zu checken. Ich schloss den Solarregler kurz, dadurch erhöhte sich der Strom und endlich wurde der Akku mal wieder voll.

Am Montag fuhren Hubert und Pauline weiter und wollten am Dienstag wieder zurück sein. Wir gingen heute etwas früher zum Ortskern und setzten uns vor einem Café in die Sonne, die heute nicht mehr so intensiv war. Dort kamen zwei Holländer aus Amsterdam mit dreirädrigen, mit Segeln versehenen Liegerädern vorbei. Der eine war der Erbauer, der andere hatte einen Fahrradverleih in Amsterdam. Mit den Rädern fuhren sie pro Tag über 180 Kilometer und bei so einem Wind wie heute, wurden sie durch die Segel sehr stark unterstützt.

Später auf dem Campingplatz versuchte ich weiter, den Fehler in meiner Solaranlage zu ergründen. Der Kurzschlussstrom von knapp 8 A war meiner Meinung nach etwas zu niedrig, aber so ganz optimal waren die Bedingungen heute auch nicht. Mit überbrücktem Solarregler konnte ich mit 5 A die Batterien laden. Das Überbrücken des Solarreglers möchte ich natürlich nicht weiterempfehlen, denn man muss ständig den Ladevorgang überwachen.

Auch den Kühlschrank nahm ich mir noch einmal vor. Ich versuchte das Gasventil, das vom Gasfeuerungsautomaten angesteuert wird direkt anzusteuern und das klappte. Darauf nahm ich Spannungsmessungen an drei Leitungen vor, die von der Funktionselektronik kamen vor. Ich konnte leider nur 1,5 und 0,7 V messen, was nicht sein konnte, wenn das die Versorgungsspannung sein sollte. Also baute ich den Kühlschrank aus, um an die Funktionselektronik zu kommen, konnte dort aber auch nichts finden. Leider zeigte das Schaltschema des Kühlschrankes keine Funktionen der Leitungen oder der Ausgänge der Komponenten an. Ich beschloss, den Gasfeuerungsautomaten auszubauen und bei Hubert am nächsten Tag auszuprobieren.

Am Dienstag recherchierte ich viele Dinge im Internet. Unter anderem fand ich auch ein Schaltbild des Gasfeuerungsautomaten P810. Dabei machte ich eine erstaunliche Entdeckung, denn die Versorgungsspannung für dieses Gerät war 1,5 V, weil er meistens mit Batterien betrieben wird. Ich schloss also diesen Automaten noch einmal provisorisch an, aber er funktionierte nicht. Später bei Hubert funktionierte er aber über mehrere Stunden. Als ich ihn dann aber wieder bei mir anschloss, funktionierte er auch bei mir.

Da wir inzwischen den Inhalt des Kühlschrankes und Tiefkühlfaches verbraucht hatten, und der größte Teil meines Insulins bei Pauline im Kühlschrank lagen, wollte ich den Kühlschrank vorläufig nicht mehr benutzen, sondern erst wenn sich unsere Wege in Spanien trennen. Die 12 V Funktion wollte ich morgen auf kleinster Stufe trotzdem noch einmal ausprobieren. Den restlichen Tag habe ich viel im Internet gesurft, wobei sehr häufig die Verbindung abriss.

Mi, 03.03.2010. El Quatia -> Tiznit 259 km (N29°41’37”, W09°43’31”).
Heute ging es um 9 Uhr los Richtung Norden, ob nach Tiznit oder Sidi Ifni war noch nicht klar. Als Erstes mustern wir wieder durch Tan Tan, wo wir an dem Polizeiposten wieder halten mussten. Ein junger Polizist kam mit “Bon Jour” auf mich zu, worauf ich mit “Hallo” antwortete. Das brachte ihn total durcheinander, dass er kein Wort mehr herausbrachte. Sein Kollege im Wachhaus merkte das, kannte uns wohl noch von der letzten Woche wieder und deutete uns an weiter zu fahren.

Nach einer Weile auf einigermaßen befahrbaren Straßen ging es auf einmal nicht mehr weiter. Vor uns war eine Schlange von Wohnmobilen und Pkws, wobei ein französisches Wohnmobil wohl trotzdem vorbei wollte, denn er fuhr nur noch auf der Gegenfahrbahn. Dann sahen wir auf einmal den Grund für die Behinderung. Es waren Kamele, und zwar sehr viele, wie man durch den vielen Kot auf der Straße vermuten konnte. Im Schritttempo ging es dann circa 15 Minuten weiter, wobei die Kamele noch über die Draa-Brücke mussten, bevor sie dann nach rechts die Straße verließen. Dort konnte ich erst sehen, dass es sich um mindestens hundert Kamele handelte.

Die Fahrt ging weiter Richtung Guelmim und die Straßen wurden immer schlechter. Der Himmel war stark bewölkt und es sah ständig nach Regen aus. Die Vegetation war heute viel grüner als vor einer Woche. An manchen Stellen, der zahlreichen bearbeiteten Feldern stand das Getreide schon dreißig Zentimeter hoch. Aber auch da, wo nichts bearbeitet war, kam überall Grünes hervor, der Regen hat es wohl ermöglicht. Kurz vor Guelmim machte Hubert seine obligatorische Mittagspause und wir Frühstück. Hier entschieden wir, dass wir nicht über Sidi Ifni fahren, sondern nach Tiznit.

Nun kam die schlechteste Strecke, das Fahrzeug rappelte so laut, dass wir uns manchmal gegenseitig kaum verstehen konnten. Dafür wurde das Wetter besser. Die schwarzen Wolken verschwanden und die kleinen verdeckten nur selten die Sonne. Kurz vor Tiznit tankte ich wieder voll, denn ich war schon über hundert Kilometer mit der Tankwarnlampe gefahren. In Tiznit war der Platz, wo wir letztes Mal übernachtet, hatten verdächtigerweise leer, wahrscheinlich hatte die Polizei dort alle weggeschickt. Wir stellten uns auf das Gelände gegenüber dem Campingplatz. Ein kurzer Test des Kühlschrankes ergab, dass er leicht gekühlt hatte.

Etwas später gingen wir zum Souk und entgegen dem ersten Mal, wo wir in dieser Stadt waren, fand ich sie sauber. Auffällig war, dass hier niemand kam und uns seine Waren anpries. An einem Stand wurden frische Krapfen gebacken, die sehr lecker aussahen, sodass ich mir zwei für umgerechnet 23 Cent kaufte. Etwas später gingen wir in eine Konditorei, wo wir gerne Kaffee getrunken hätten, aber es war schon etwas zu spät. Dafür kauften wir ein paar lecker aussehende Stücke Kuchen, wieder zu einem Bruchteil von dem, was wir in Deutschland hätten zahlen müssen.

Do, 04.03.2010. Tiznit -> A7-Raststätte bei Settat 483 km (N32°53’39”, W7°40’08”).
Um 9 Uhr sagte ich Hubert, dass wir abfahrbereit seien, darauf antwortete Hubert mir, er schreibt gerade für mich Campingplätze aus seinem Reiseführer auf, er fährt nicht mehr weiter mit. Das war für uns natürlich ein Schock, denn wir hatten keinen Reiseführer mit Campingplätzen und unsere Karte, die wir im Uni-Prix in Agadir gekauft hatten, war auch nicht die beste. Nun gut, da mussten wir jetzt durch. Pauline gab mir mein Insulin zurück, das sie für mich wegen meines defekten Kühlschranks aufbewahrt hatte, und bekam Huberts Funkgerät zurück. Wenn mein Kühlschrank nun noch weiter Schwierigkeiten macht, würde mein Insulinvorrat für circa drei Monate unbrauchbar, sodass ich in Deutschland schnellstens neues Insulin besorgen muss.

Wir fuhren als Erstes nach Agadir, zum Marjane. Dort kauften wir ein paar Dinge, z. B. fand Rosemarie eine tolle Jacke für mich, die heruntergesetzt war und umgerechnet nur 8 Euro kostete. Im Restaurant aßen wir zum Mittag, weil Rosemarie hier beim letzten Mal der Fisch so gut geschmeckt hatte. Auch dieses Mal bekamen wir für ca. 10 Euro ein leckeres Essen für uns beide. Ein Teil des Parkplatzes vor dem Marjane war mit weißen Spitzzelten belegt und darin war ein Markt aufgebaut. Ich hörte ein älteres Paar deutsch reden und fragte, wie wir von hier zum Uni-Prix kommen, denn Rosemarie wollte noch ein paar Souvenirs kaufen. Die beiden waren sehr freundlich kannten sich hier aus, weil sie seit 20 Jahren mitten in Agadir ein Haus haben. Sie gaben uns den Tipp, dass wir am besten Richtung Marrakesch fahren sollten und von dort die A7 benutzen sollten. Zum Uni-Prix fuhren sie uns voraus.

Nachdem wir im Uni-Prix, Arganöl, ein paar Souvenirs, sowie Süßigkeiten für die Kinder unterwegs, gekauft hatten, ging es dann die Strecke wieder zurück, bis wir zur N8 gelangten. Zweimal mussten wir allerdings in Agadir nachfragen, bis wir Richtung N8 aus der Stadt heraus kamen. Die Straße war supergut, so glatt und lochfrei wie bisher nur die Autobahn. Nach vierzig Kilometern sah ich auf der rechten Seite einen Arganbaum, in dem sich bestimmt zehn Ziegen aufhielten. Das Besondere daran war aber, dass drei davon oben auf der Krone standen, als ob sie die Aussicht genießen würden. Ich habe mich sehr geärgert, dass ich die Kamera nicht parat hatte, das wäre ein Super Foto gewesen.

Je weiter wir in den Hohen Atlas kamen, umso schöner wurde die Gegend. Überall gab es Arganbäume, bis hoch auf die Berge. Die Straßen waren über weite Teile dreispurig, sodass langsame Lkws ohne Probleme überholt werden konnten. Ab Chihuahua wurde die N8 wieder sehr schlecht, aber das dauerte nicht lange, denn auf der halben Strecke bis Marrakesch, kam schon die Autobahn A7. Hier ließ es sich natürlich super fahren, glatter Asphalt wunderschöne Natur, viel grüner als vor einigen Wochen auf der Hinfahrt. Selbst auf dem Mittelstreifen blühte alles prächtig, dass viele Leute dort Grünzeug ernteten. Wir beschlossen bei Einbrechen der Dämmerung, an einer Raststätte zu übernachten. Die fanden wir in der Nähe von Kilometerstein 75 der A7, kurz vor Settat.

Mein Kühlschrank hatte während der Fahrt auf minimal gestellt, weil ja der 12V-Ausgang am EBL verschmort war und ich ihn nicht zu stark belasten wollte, damit der Schaden nicht noch größer wurde. Ich versuchte ihn nun auf Gas zu betreiben, aber nach circa einer Stunde verabschiedete er sich wieder. Schade um das Insulin, dass ich nun Zuhause wegwerfen muss.

Fr, 05.03.2010.A7-Raststätte bei Settat -> Larache 362 km (N35°9’42”, W6°8’31”)
Um 9 Uhr standen wir auf und gingen in die Raststätte, wo jeder zwei Kaffee und ein Croissant bekamen. Nach dem Reinigen der Frontscheibe ging es auch sofort los. Das Wetter war schön, durch die spärlichen Wolken war immer Sonne zu sehen. Die Vegetation wurde immer üppiger, teilweise gab es Stellen, wo der Bewuchs giftgrün war. Auch auf dem Mittelstreifen wurde der Bewuchs immer höher. Es gab viele Bäume, die gelbe runde Blüten hatten. Je weiter wir nach Norden kamen, umso geringer wurden die Flächen ohne Vegetation. Die Steine, die bisher überall präsent waren, wurden immer weniger und fehlten bald ganz. Nach Berrechid endete die A7 und es kam eine Mautstelle. Ich hatte für die lange Strecke mit viel mehr gerechnet, aber es kostete nur 115 DH, etwas mehr als 10 Euro. Danach wurde die Autobahn zur N11, unterschied sich aber straßenmäßig nicht von der A7 und führte dann auf die A3. An den nächsten Mautstellen musste im Voraus bezahlt werden, erst in Kenitra bekam man wieder eine Karte für mehrere Abfahrten. Insgesamt kostete die Maut von vor Marrakesch bis Larache 224 DH, also ungefähr 20 Euro.

Hinter Casablanca wurde die Vegetation noch üppiger, Getreide war teilweise schon ziemlich hoch. Aber so langsam häuften sich überflutete Felder, selbst zwischen den Fahrspuren waren die Gräben voll Wasser. Je näher man Richtung Norden kam, umso schlimmer wurden die Überflutungen. Als die A3 kurz vor Rabat endete, verpassten wir die Umleitung zur A1. Als wir dann nach vielen Kilometern in Rabat eine Wendemöglichkeit fanden, fuhren wir wieder zurück. Leider fanden wir keine Abfahrt Richtung Tanger und Fes. Als wir dann einen Polizisten fragten, machte der uns eine genaue Zeichnung, wo wir umdrehen und später abbiegen mussten. Dabei bemerkten wir, dass es aus Richtung Rabat keine Abzweigung gab, also konnten wir sie auch nicht finden.

An der Umgehungsstraße von Rabat kamen wir an einem Marjane vorbei und beschlossen dort reinzugehen. Dieser Marjane was sehr sauber und hatte äußerst viele Boutiquen und sowie eine Menge Gastronomie, wie bisher in keinem anderem gesehenen Marjane. Die Boutiquen gab es in zwei Reihen und zusätzlich noch in einer oberen Etage. Im Marjane kauften wir uns ein Hähnchen für ca. 3,50 Euro, so konnten wir sofort zum Mittag essen.

Auf der Autobahn A1 angelangt wurden die Überflutungen extremer, sodass alles wie riesige Seen aussah. Es kamen wieder die Gewächshäuser mit Bananen und Kleine, wo Frauengruppen eifrig Erdbeeren ernteten. Leider gab es auch verlassene zerfetzte Gewächshäuser, die kein freudiger Anblick waren. Auf dem Autobahnzwischenstreifen ernteten überall Leute Grünzeug wahrscheinlich für das Vieh zuhause. Überall waren nun auch Kühe zu sehen, hatte ich auf der bisherigen Fahrt Kühe nur auf Verkehrsschildern gesehen, so weideten sie jetzt gemeinsam mit Schafen. Grünzeug war ja nun auch in Hülle und Fülle vorhanden. Nun gab es auch viele Fußgänger, die die Straße überquerten. Pkws parkten rechts am Fahrbahnrand, sie gehörten wohl den erntenden Menschen auf dem Mittelstreifen. Das extremste war ein Moped, das uns auf unserer Fahrbahn entgegen kam.

Bei der Abfahrt von der Autobahn in Larache fragte ich die junge Frau im Kassenhäuschen und sie zeigte, dass wir am Kreisverkehr links abfahren müssen. Wir fuhren so, wie sie gesagt hatte und nach 2,5 Kilometern sahen wir rechts den Campingplatz. Abends machten wir noch einen Spaziergang Richtung Innenstadt, wo wir tolle Gebäude sahen. Als wir nach 1½ Stunden wieder zurückkamen, kam ein Wolkenbruch herunter, da hatten wir gewaltig Glück gehabt. Aus dem Wolkenbruch wurde dann ein gewaltiges Gewitter, aber es war kein starker Wind, sodass wir noch fernsehen konnten.

Sa, 06.03.2010. Larache -> Asilah 47 km (N35°28’26”, W06°01’38”)
Die ganze Nacht regnete es und es donnerte immer irgendwo, aber recht leise. Als ich morgens auf dem Campingplatz zwei Brote kaufte, verlangte man 10 DH, dafür hätte ich an anderen Stellen zehn bekommen. Ich versuchte an einem Schalterhäuschen, wo Tickets für die Fähren verkauft werden, zu erfahren, wann in Tanger die Fähren abfahren, aber es war nur eine Putzfrau dort, die wusste natürlich nichts. Ich bekam aber von einem Camper die Abfahrtszeiten. Als wir später vom Campingplatz abfuhren, war das Häuschen besetzt.

Obwohl es stark regnete, war die Fahrt auf der A3 angenehm. Rosemarie hatte vorher ihre Haare gewaschen, und ich machte das Heizungsgebläse auf Stufe 3. Um die Haare komplett trocken zu bekommen, waren die knapp 50 Kilometer natürlich zu kurz. Nach der Mautstelle fuhren wir am Kreisverkehr Richtung Asilah und dann immer geradeaus, bis wir links schon viele Reisemobile stehen sahen. Dieser Stellplatz hatte den großen Vorteil, dass der Boden aus Beton besteht, so hat man die Schuhe nicht voller Lehm wie auf dem nächsten Stellplatz einige Hundert Meter weiter oder wie vorher in Larache.

Es regnete den ganzen Nachmittag, sodass wir beschlossen, mit Regenschirmen in den Ort zu gehen. Wir schauten uns vieles an, kauften Bananen und Brot. Bei einem Händler wollten wir ein Kilo gesalzene Mandeln haben, worauf er uns ungläubig anschaute und uns auf dem Taschenrechner 120 DH zeigte, was für Marokkaner sicher schon eine Menge Geld ist. Danach bestellten wir unter Sonnenschirmen, diesmal Regenschutz, für mich eine Pizza Royale und für Rosemarie eine Fischplatte, dazu “Café au Lait”. Der Kaffee war der beste, den wir bisher in Marokko bekommen hatten. An Rosemaries Fischplatte labten sich Rosemarie und circa zehn Katzen. Auch meine Pizza war in Ordnung, nur die Pommes frites zur Fischplatte waren nicht die besten, waren aber essbar.

Dann kamen fliegende Händler und boten uns Korallenschmuck an und einige Sachen aus dem Meer an. Da wir ja nicht mehr viel Geld für später benötigen, kaufte Rosemarie für 200 DH eine Kette. Der restliche Tag und der Abend wurden aus Witterungsgründen im Reisemobil verbracht. Wir beschlossen, dass wir bei schönem Wetter noch einen Tag hier bleiben wollen, bei schlechtem Wetter morgen weiter nach Tanger fahren wollen.

So, 07.03.2010. Asilah -> Fährhafen Tanger 55 km (N35°47’19”, W5°48’19”)
Die ganze Nacht hatte es leicht geregnet. Gegen Morgen kam zwar die Sonne für kurze Zeit durch Wolkenlücken aber dann regnete es wieder kräftig. Für uns gab es keine andere Wahl, wir fahren nach Tanger, wo wir um 16 Uhr die Fähre nach Algeciras nehmen wollen. So richtig gefällt mir das zwar nicht, denn in Deutschland ist schon wieder der Winter im Anzug und da möchte ich nicht unbedingt hin. Mal sehen, wie das Wetter in Spanien ist, vielleicht können wir dort ja noch ein paar Tage bleiben.

Um 11 Uhr sind wir im Hafen durch die ersten Kontrollen, doch dann dauert es. Zwischen stinkenden Lkws, die ihre Motoren ständig laufen lassen, kommen wir in 15 Minuten nur 2-3 Meter weiter. Bei einem Bus vor uns werden zwei junge Leute, unter dem Fahrzeug hervorgeholt. Wir müssen durch einen mobilen Scanner, der für einen Lastzug oder zwei kürzere Fahrzeuge circa zehn Minuten braucht. Dabei dauert das Scannen gar nicht so lange, aber die Pausen, die die Mitarbeiter dazwischen machen, sind sehr lang. Dann muss ich an eine Stelle, wo Fahrzeuge nach Schmuggelware untersucht werden. Ich warte eine halbe Stunde, aber keiner kommt zu mir und untersucht mein Fahrzeug. Sechs Zollbeamter unterhalten sich und so geht es nicht weiter. Einer der umherlaufenden Helfer versucht immer wieder die Beamten auf mich aufmerksam zu machen, aber die reagieren nicht. Nach einer halben Stunde darf ich plötzlich weiter fahren.

Um 17 Uhr sind wir mit die Letzten, endlich auf der Fähre, einem Katamaran. Dieser soll die Strecke nach Algeciras in einer Stunde bewältigen, aber was soll eine so schnelle Fähre, wenn die Abfertigung vorher ein Vielfaches der Fahrzeit beträgt. Um 17:30 Uhr legt die Fähre ab. Anfangs schwankt der Katamaran sehr stark, obwohl die Wellen nicht besonders hoch sind, das legt sich jedoch später.

Um 17:30 Uhr fährt die Fähre los. Um 19 Uhr sind wir in Algeciras, wo es wegen der Mitteleuropäischen Zeit aber schon 20 Uhr ist. 15 Minuten später sind wir von Bord, nach weiteren 15 Minuten sind wir aus dem Hafengebiet. Wir fahren auf die A7 um an der Ausfahrt 112 abzufahren zum Lidl Parkplatz, wo schon fast 100 Wohnmobile stehen. Hier übernachten wir wie bei der Hinfahrt.

Fazit:
Nun bin ich zum ersten Mal in Marokko gewesen, 4500 Kilometer durch das Land gefahren, zum Beschreiben des Landes reicht das noch lange nicht, trotzdem möchte ich hier über meine subjektiven Eindrücke berichten.

Das Land:
Marokko ist ein Land mit vielen Gesichtern. Den Norden und den Bereich am Atlantik könnte man von der Vegetation schon fast europäisch nennen. Soviel Grünes wie hier sucht man z. B. in Südspanien vergeblich. Weiter im Landesinneren gibt es mit dem Hohen Atlas hohe Berge und Schluchten. Im Süden und im Osten die Wüste Sahara und dann wieder Oasen. Die großen Städte teilweise sauber, die Architektur sehr augenfreundlich. Kleinere Orte wiederum sind in der Regel ziemlich schmutzig, trotzdem haben auch sie einen gewissen Charme. Was überall zu sehen ist, sind Unmengen Steine und kleinere Felsbrocken, die teils über Felder verstreut sind, aber auch zu Mauern geschichtet sind. Überall gibt es kleine gestapelte Häufchen, die als Orientierung dienen.

Straßen:
Die Straßen sind sehr unterschiedlich, in der Regel mit einem groben Asphalt, der häufig rau ist und das Fahrzeug ziemlich durchschüttelt. Die meisten Straßen sind zweispurig, bei denen hat man wenig Problem mit überholenden und entgegenkommenden Fahrzeugen. Fährt man auf einer einspurigen Straße, muss man höllisch aufpassen, wenn andere Fahrzeuge Steine aufwirbeln, dass man diese Steine nicht in die Frontscheibe bekommt. Die Marokkaner rasen manchmal so schnell, auch Lkws, dass sie eine Menge von Steinen aufwirbeln. Wunderbar kann man aber über die Autobahnen fahren, die eine superglatte Oberfläche haben, dass man als Westdeutscher darauf neidisch sein kann.

Verkehr:
Der Straßenverkehr in Marokko ist in Städten meist chaotisch. Das Gemisch von Fahrrädern, Mopeds, Petit Taxis, langsamen Lkws und Fußgängern zwingt einen ständig zu höchster Aufmerksamkeit. Wobei man auf Fahrradfahrer als auf Mopedfahrer aufpassen muss, weil diese ständig weit in die Mitte der Straße kommen, wenn sie überholen. Außerhalb von Orten gibt es nur noch Probleme mit Fahrradfahrern, wenn gerade die Schule zu Ende ist, und die Jugendlichen in Dreier- und Viererreihen über die Straßen fahren. Vor und in größeren Orten standen überall Verkehrspolizisten, die auch ständig marokkanische Fahrzeuge anhielten, gegen uns aber immer ausgesprochen freundlich waren. Es gab relativ viele Geschwindigkeitsmessungen, durch Polizisten mit Laserpistolen, aber auch vereinzelt durch Starenkästen.

Die Menschen:
Ich habe noch nie so viele freundliche Menschen gesehen, wie in Marokko. Wir wurden mehrere Hundert Mal „Herzlich Willkommen in Marokko“ geheißen. Sicher wollten viele der Menschen, die uns willkommen hießen, an uns Geld verdienen, aber z. B. in Deutschland wollen Leute an uns verdienen, die nicht so freundlich sind.

Die Campingplätze:
Campingplätze waren in der Regel viel einfacher, als in Europa, wobei ich dort nicht sehr viele kenne. Trotzdem waren sie besser, als ich sie teilweise von Rumänien kannte. In der Nähe von Agadir, gab es aber auch Plätze, die zumindest wenn sie neu waren, einen Standard wie in Europa hatten. Die Gebühren lagen bei 40 DH bei einfachen Plätzen und bis zu 90 DH bei guten Plätzen.

Einen Dank
möchte ich an Hubert und Pauline aussprechen, ohne die beiden wären wir nie nach Marokko gekommen. Hubert wusste viel über Marokko erzählen und fand immer einen Platz zum Übernachten. Dass er sich ab Tiznit von uns trennte, fand ich zwar wegen unserer Probleme und mangelnden Guides nicht so gut. Für das nächste Mal aber ist es uns eine Lehre, nie mehr ohne nötige Unterlagen zu fahren, ebenso nicht mehr ohne zusätzliche Kühlbox für mein Insulin.

Hier geht es weiter zur Heimreise mit Zwischenaufenthalt in Spanien.